Aus dem Achimer Kreisblatt vom 3. Januar 2007:
Die Schatzsucher von Langwedel
Die Geschichte der Burg Langwedel - Teil 2 / Mit der Wünschelrute den Burgberg nach der "goldenen Wiege" abgesucht
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on Rolf Göbbert

LANGWEDEL . Nach dem Nordischen Krieg von 1712 ging die Burg Langwedel an das Kurfürstentum Hannover. Statt wie zuvor an einer Grenze lag die Burg nun mitten im Fürstentum, hatte keine strategische Bedeutung mehr und wurde auch nicht mehr instand gehalten. Die Bewohner Langwedels bedienten sich der Baustoffe, und der Burggraben wurde zugeschüttet.
Nach 1823 wurde auf dem Großen Schlossberg eine Windmühle errichtet, die zuerst 1833 und dann in der Nacht vom 6. Januar 1906 nach einem Sturm abbrannte. Durch die starken Drehbewegungen erhitzte sich die Mechanik so sehr, dass die Mühle in Brand geriet.
Als im Jahre 1866 das Königreich Hannover von Preußen annektiert wurde, konnten Privatpersonen den herrschaftlichen Grundbesitz erwerben.
1885 kaufte der Müller Rehbock aus Barsinghausen bei Hannover die Mühle mit den Staurechten sowie die Grundstücke, die zum heutigen Mühlenberg gehören, von der Familie Purnhagen.
Ernst Rehbock aus Langwedel: "Die Rehbocks hatten die Staurechte für den Burg- und Mühlengraben bis 1957. Ich habe selber bis 1957 den Mühlenteich gepflegt, der damals bis zur Schießsportanlage reichte. Um den Teich vom Schlamm zu befreien, hatten wir einen Bagger. An der Straßenseite habe ich Eichenreste und Ziegelsteine von einem unüblich großen Format gefunden. Der Mühlenteich war früher voller Fische. Wir haben viele Aale, Hechte und andere Fische gefangen. In den 60er Jahren wurde der Sand vom Burghügel abgetragen und in den Teich geschüttet. Auf der Weide neben der Badeanstalt kann man heute noch die Umrisse des Burggrabens erkennen. Der Sandabbau war auf der Nordseite. Wir haben dort unter anderem Kanonenkugeln gefunden.

Die Mühle auf dem Burgberg

Bis 1906 stand eine Windmühle auf dem Burgberg.

Das Grundstück, wo heute die Badeanstalt ist, haben wir an die Gemeinde verkauft. Bis in die 60er Jahre wurde dort Sand abgebaut. Es waren oft Kunden der Mühle.
Beim Bau der Badeanstalt hat man Fundamente und Mauerreste gefunden. Es wurde erzählt, dass es die Reste des Pferdestalls waren.
Es hat auch einen unterirdischen Gang in Richtung Daverden gegeben. Dieses war ein Fluchtweg aus der Burg.
Eine weitere Erzählung besagt, dass während des 30-jährigen Krieges eine "goldene Wiege" in der Burg vergraben wurde, um sie nicht den Gegnern zu überlassen.
Unser Knecht Franz Salewski war ganz besessen und suchte mit einer Wünschelrute den Berg ab. Zusammen mit Klaus Brennecke, der auch bei uns wohnte, suchten die beiden den Schatz. Bis zu zwei Meter tief waren die Löcher der Schatzsucher. Doch gefunden haben sie nichts."
Auch Karl Prüser aus Langwedel, der an der Großen Straße in der Nähe des ehemaligen Burggeländes wohnt, konnte sich an die Suche nach der "goldenen Wiege" erinnern. Sohn Hans-Hermann Prüser berichtete, dass er mit seinem damaligen Spielfreund Ernst-August Rehbock ebenfalls nach dem geheimnisvollen Schatz suchte.
"Als die Straße bei uns vor der Haustür erneuert wurde, hat man dort viel Schutt gefunden. Die Straße war an dieser Stelle sehr nass und wurde immer wieder ausgebessert. Im Übrigen weiß ich noch, dass der alte Rehbock auf dem Mühlenberg die Flagge Hannovers hisste."
Möglich ist aber auch, dass Baustoffe der Burg beim Bau der Häuser in Langwedel verwendet wurden. So wurde das Haus Prüser, wie viele Häuser, im Jahre 1856 errichtet. In diesem Jahr sind in Langwedel nach einem verheerenden Brand 40 Wohnhäuser und 22 Scheunen abgebrannt
Eine weitere Geschichte besagt, dass Angreifer vor dem Überfall auf die Burg einen roten Hahn an das Tor der Burg gemalt haben sollen. Nach drei Tagen lag die Festung Langwedel in Schutt und Asche.
So sind heute noch einige Erzählungen und Überlieferungen bei der älteren Bevölkerung erhalten geblieben, obgleich vieles verloren gegangen ist. Doch die Geschichten um Ritter, Burgen und Unholde werden wohl auch weiterhin die Bewohner Langwedels beschäftigen.

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