12. Juli 2012

Wilhelm und Theodor Olbers - alte Achimer?

Von Karlheinz Gerhold

Achim. Dass der berühmte Bremer Astronom Wilhelm Olbers sowie sein weniger bekannter älterer Bruder Theodor, der als Achimer Amtmann wirkte, in Wirklichkeit zumindest im weitesten Sinne „Achimer" sind, ergab sich jüngst während eines Vortrags, den Karl Heinz Hildebrandt auf Einladung der Geschichtswerkstatt Achim hielt.

Beide Brüder waren nämlich gebürtige Arberger, der Ort zählte seinerzeit zum Gohgericht Achim: Heinrich Wilhelm Matthias Olbers wurde am 11. Oktober 1758 in Arbergen geboren und verstarb am 2. März 1840 in Bremen; er war Arzt und leistete Pionierarbeiten als Astronom im frühen 19. Jahrhundert und entwickelte Methoden zur Bahnbestimmung von Himmelskörpern, so entdeckte er die Kleinplaneten Pallas und Vesta, sowie sechs Kometen und formulierte das Olberssche Paradoxon: „Warum ist es nachts dunkel?" Eine Frage, die auch manch kleines Kind gestellt haben mag. Auch mancher Forscher hat diese Frage an die Wissenschaft gerichtet, ohne eine zufriedenstellende Antwort zu erhalten. Der Achimer Astronom Olbers hat sogar im Jahre 1823 behauptet, die Fragestellung sei einfach paradox: Der nächtliche Himmel sei nun mal schwarz, auch wenn er es nicht sein dürfte. Heute lässt sich alles erklären, nachdem die Wissenschaft erforscht hat, dass unser Weltall durchaus endlich ist und dazu noch expandiert.

Bruder Johann Caspar Theodor Olbers wurde
am 9. Mai 1752 in Arbergen geboren und starb am 26. Dezember 1815 in Nienburg.
Nach altem Brauch wurde er vom Vater, dem Hauslehrer und Pastor Johann Georg Olbers, auf Schule und Studium zu Hause vorbereitet. Daraufhin studiert Theodor Jura in Leipzig und Göttingen, trat also nicht in die Fußstapfen seines Vaters. Er schloss das Studium 1776 mit einer Doktorarbeit über die Stabilität der Währung in unterschiedlichen Gesellschaftsordnungen ab. Die Arbeit ist erhalten geblieben: De Valore Monetae Mercatorum Auctoritate Mutato. Er untersuchte die Finanzpolitik im Römischen Reich sowie im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation mit besonderer Berücksichtigung Bremer Verhältnisse. Wenn er sich anschließend in Bremen als Advokat niederlässt, darf daraus geschlossen werden, dass er als Anwalt in Wirtschaftsangelegenheiten tätig ist. Nach seiner Doktorarbeit hat Theodor Olbers dann 1777 Anna Maria Dorothea Schulenburg geheiratet. Sie war 1755 geboren und weitläufig mit den Olbers verwandt. Von den 7 Kindern aus dieser Ehe starben 4 im Kindesalter. Die Ehe sichert ihm offenbar eine gediegene Existenz. Er wird aber bald auf eine Anstellung im hannoverschen Dienste reflektieren. Sein Interesse am geistigen Leben in und um die Hansestadt kommt durch seinen Beitritt zur Oldenburger „Johannisloge zum Goldenen Hirsch" im Jahr 1778 zum Ausdruck. Er wirkt dort bis 1801 an deren humanistischen, christlich orientierten gesellschaftlichen Tätigkeiten mit. Auch erreicht er 1785, dass, als Vorläufer des Bremer Freimarktes, Künstler zur allgemeinen Volksbelustigung unbehelligt auf dem Barkhof öffentlich auftreten können.
Nach dem Tode des Bremischen Intendanten Danckwerth bewarb er sich 1791 um die Nachfolge und wurde als Vize-Intendant angestellt. Ein Jahr später - also 1792 - erhielt er die Bestätigung als Intendant mitsamt der Übertragung der kurhannoverschen Verantwortlichkeiten in Schwachhausen und der Aufgabe eines Ersten Beamten in Achim. Mit dem Reichsdeputationshauptschluss wurde allerdings Ende 1802 die Intendantur in der Hansestadt Bremen hinfällig. Da jedoch Amtmann Compe in Nienburg zum selben Zeitpunkt starb, fügte es sich, dass Theodor Olbers für die Nachbesetzung in Betracht gezogen wurde. Kurfürst von Hannover und König von Großbritannien stimmte dem zu, wobei niemand ahnte, dass eine Zeit fremder Besatzung bevorstand. So machte das französische Regime mit seinen Forderungen dem Amtmann schwer zu schaffen. Dies lag nicht zuletzt an der Lage Nienburgs an der Weser, dessen steinerne Brücke ein Einfallstor nach Osten darstellte. So befahl von der Marwitz, der während der kurzen Zeit preußischer Besatzung vor Ort kommandierte, dass um die Festung herum das Schussfeld wieder frei gemacht werde, weshalb manche Bauten und Bäume und auch Olbers' Garten daran glauben mussten. Für die Arbeit blieb Olbers nichts anderes übrig, als auf die unbeliebten Hand- und Spanndienste der Bauernschaften in der Umgebung bis nach Achim hinauf zurückzugreifen. Dann ordnete der französische Befehlshaber Bernadotte den Ausbau an, was Kaiser Napoleon im Jahre 1810 nicht davon abhielt, das Ganze schleifen zu lassen. 1810 wurde das Amt Nienburg in das Königreich Westphalen eingegliedert, um wenig später in das Kaiserreich Frankreich aufzugehen. Seines Amtes ledig, jedoch mit der Pacht der nunmehrigen französischen Staatsgüter belastet, dürfte Theodor Olbers nolens volens in die Administration der kaiserlichen Domänen einbezogen worden sein. Diese besondere Verwaltung bestand aus Domänendirektionen auf Départementsebene, mit Inspektionen in den Distrikten bzw. Arrondissements. In diesen Behörden befand sich jeweils ein Einnehmer, der sowohl die Einnahmen aus den Domänen entgegennahm und an die Staatskasse bzw. den Nutznießer ablieferte, als auch die allgemeinen Steuereinkünfte verwaltete. In einer Quelle wird Theodor Olbers als „receveur élémentaire" angesprochen, was die bisherige Annahme unterstützt. Nach der fremden Herrschaft nahm er wohl die Verwaltung des kurhannoverschen Eigentums wieder auf. Er war eben ausgewiesener Finanzfachmann seiner Zeit - und da war es wohl egal, welchem Herrn er diente...

Referent Karl Heinz Hildebrandt führte die Geschichtsinteressierten der Geschichtswerkstatt Achim sodann auch zum Olbers-Planetarium in die Bremer Neustadt, wo die Gruppe vom Leiter Andreas Vogel eine fundierte Einführung in die Grundzüge der Astronomie erhielt, und zum Riensberger Friedhof, der letzten Ruhestätte von Wilhelm Olbers, an den noch eine alte Grabplatte erinnert.

Mitglieder der Geschichtswerkstatt vor dem Olbers-Planetarium

Vor dem Olbers-Planetarium in Bremen: Die Geschichtswerkstatt Achim wird von Andreas Vogel in die Astronomie eingeführt. Foto: Migowsky

Auf dem Riensberger Friedhof

Hier fand der bekannte Astronom Wilhelm Olbers auf dem Riensberger Friedhof die letzte Ruhe: Karl Heinz Hildebrandt (links) zeigt den Achimer Geschichtsinteressierten die Grabplatte.

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