Aus dem Sonntags-Tipp vom 15. Februar 2004:

Die Spur der alten Scheune
Veränderung im Achimer Bauernviertel

ACHIM (wp). Klaus Bischoff vom Achimer Heimatverein war einer der ersten, denen es auffiel: An der Großen Kirchstraße hatte sich etwas verändert. Dort, wo als Rest des einstigen Scherfschen Anwesens die große, vermutlich aus dem 18. Jahrhundert stammende Fachwerkscheune stand, ist nun eine freien Fläche. Die Scheune ist weg und damit wieder eines jener Bauwerke, die dem Bauernviertel einst sein Gesicht gaben.
"Schade für Achim", resümierte Bischoff und vertraute darauf, dass die Scheune - wie Gerüchte in der Stadt besagten - in Rotenburg am dortigen Heimatmuseum wieder aufgebaut werde. Der Sonntagstipp wollte es genau wissen - und erfuhr als erstes, dass die Geschäftsführerin des
Rotenburger Heimatbundes, Sarina Tappe, davon nichts weiß.
Der Heimatverein in Mulmshorn, einem Rotenburger Ortsteil, wolle aber ein altes Fachwerkhaus erwerben, erinnerte sie sich. Doch dessen Vorsitzende Anita Schmudlach winkte ebenfalls ab.
Man sei an einem alten Fachwerkhaus aus Hellwege interessiert, doch es fehlten dem Verein die Mittel, es zu erwerben, lautete die Nachricht aus Mulmshorn.

Die alte Scheune wurde abgerissen

Freie Sicht bis zum Schmiedeberg: Die alte Scherfsche Scheune an der Großen Kirchenstraße wurde abgerissen.
Photo: Palm

Bei der Bau- und Brennstofffirma Scherf, die die Scheune zur Arrondierung ihres zwischen
Schmiedeberg und Große Kirchstraße liegenden, freigewordenen Geländes hatte abreißen lassen,
war man auch nicht klüger. Zwar wusste man, dass die Abrissfirma das Gebäude nicht einfach zerstört, sondern sorgfältig abgebaut hatte. Was aber aus den alten Balken geworden war, wusste
man dort auch nicht.
Nächste Station der Recherche war also der Abbruchunternehmer: Fritz Koldehofe (42) aus
Reeßum hatte den Auftrag bekommen, weil er der in ganz Norddeutschland bekannte Spezialist für den Abbau alter Häuser ist.
Das war bekannt. Nicht bekannt war dagegen, dass Fritz Koldehofe nicht nur altes Fachwerk abreißt, sondern nach dessen Restaurierung auch wieder aufbaut - und zwar in diesem Fall auf seinem eigenen Grundstück im Kreis Rotenburg. Dort stehen schon ein Bauernhaus, eine Scheune und ein Backhaus. Ergänzt wird dieses Ensemble nun durch die alte Scherfsche
Scheune, nachdem die Balken in Riekenbostel vom Spezialisten Hans Turner wieder hergerichtet worden sind.

Die Scheune kurz vor dem Abbau

So sah die Scheune kurz vor ihrem Abbau aus.

Die Scheune vor rund 30 Jahren

Vor rund 30 Jahren entstand dieses Bild vom Scherfschen Anwesen.

Den Achimern bleibt also bei aller Trauer darüber, dass wieder ein Stück des alten Bauernviertels verschwunden ist der Trost, dass "ihre" Scheune nicht auf dem Schuttplatz landen, sondern in angemessener Umgebung weiter existieren wird. Und sie hoffen darauf, dass sich die Neubebauung des riesigen Areals an der Front der Großen Kirchstraße dem Umfeld anpasst.

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