Aus dem Achimer Kreisblatt vom 16. Februar 2005:
"Wer heute ein Brötchen hat, ist Millionär"
Die Inflation in der Weimarer Zeit / Zusammenschluß zur Kasse des Kreises Verden / 150 Jahre Sparkasse in Achim (IV)
Von Klaus Ulrich

ACHIM. Der Erste Weltkrieg erweiterte das Tätigkeitsgebiet der Sparkasse: Die vom Deutschen Reich ausgegebenen Kriegsanleihen konnten auch bei den Sparkassen gezeichnet, verwahrt und verwaltet werden. Nach dem Ende des Krieges nahm die Geldentwertung ungeheuerliche Ausmaße an, der Wert der Mark stürzte ins Bodenlose. Hartgeld wurde von der Bevölkerung gehortet, den der Metallwert war höher als der Nennwert. Um dem Mangel an Kleingeld entgegenzuwirken, druckten viele Gemeinden eigenes "Notgeld". Auch in Achim wurden 1921 zwei Scheine zu 25 und 50 Pfennig in Umlauf gebracht.
Im November 1923 hatte der Spuk ein Ende: Aus 1.000.000.000.000 Mark (1 Billion) wurde 1 Rentenmark. Die Bilanz der Achimer Sparkasse weist per 31. Dezember 1923 einen Spareinlagenbestand von 497 Goldmark aus.
Im Achimer Kreisblatt war am 8. Dezember 1923 zu lesen: "Wenn einer heut ein Brötchen hat, dann ist er Milliardär. Und wenn er eine Bettstatt hat, dann ist er Billionär. Und hat er noch ein Bett dazu, dann ist er Trillionär. Und wer ein Haus hat in der Stadt, der ist Quadrillionär. Wer drei Stück Vieh im Stalle hat, der ist Quintrillionär. Und wer im Auto fahren kann, der Sextrillionär. Sagt, wo kommt dieser Segen her? Und noch wird's alle Tage mehr! Und doch ist jeder, wer er wär, ob Millio-, Billio-, Trillionär, viel ärmer als vorher."
1930 übernahm Hinrich Intemann die Leitung der Sparkasse. Johann Hauschild war in den verdienten Ruhestand getreten.

Banknoten und Münzen aus der Reichsmarkzeit
Banknoten und Münzen aus der Raten- beziehungsweise Reichsmarkzeit 1924 bis 1945.

Für eine erhebliche Veränderung im heimischen Gebiet sorgte die preußische Kreisreform. Mit Wirkung vom 1. Oktober 1932 wurden die Kreise Achim und Verden zum Landkreis Verden mit der Stadt Verden als Kreisstadt zusammengelegt. Das Landratsamt, das erst 1927 aus dem Amtshaus (Amtsgerichtsgebäude) in die Dienstwohnung des Sparkassenleiters umgezogen war, wurde mit der Verdener Kreisverwaltung vereinigt. Der neuen Lage passte sich die "Spar- und Leihkasse des Kreises Achim" am 12. November 1932 mit einer Namensänderung in "Sparkasse des Kreises Verden zu Achim" an.
Das Preußische Staatsministerium verfügte mit Wirkung vom 1. Mai 1935 den Zusammenschluss der Kreissparkassen in Achim und Verden und der Stadtsparkasse Verden zur "Sparkasse des Kreises Verden". Die Leitung wurde Hinrich Intemann, dem bisherigen Leiter der Achimer Sparkasse, übertragen. Die bisher selbständige Achimer Sparkasse war jetzt Filiale der Verdener Sparkasse geworden und firmierte als "Sparkasse des Kreises Verden -Abt. Achim-". Filialleiter wurde Johann Schierenbeck aus Mahndorf.

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