Die lange Geschichte des Öllagers

 

 

 Beginn im Ersten Weltkrieg:


Die Kaiserliche Kriegsmarine war 1913 bei Schiffsneubauten in der Antriebstechnik von Kohlen- auf Ölbefeuerung umgestiegen. Während des I. Weltkrieges begannen die Planungen für Treiböllager, die geschützt im Hinterland eingerichtet werden sollten. Im Jahre 1917 begannen die Arbeiten an zwei dieser Depots. Neben dem Ölhof Bleckede an der Elbe entstand auch an der Weser eine gleichartige Anlage – das Öllager Baden bei Achim.

Zwischen den damaligen Dörfern Baden und Uesen fand sich ein geeignetes Gelände. Die Reichsmarineverwaltung erwarb hier gut 50 ha Dünenland. An der Nordseite verlief die Eisenbahnstrecke Bremen – Hannover. Die Weser war nur wenige hundert Meter in südlicher Richtung entfernt. Damit waren auch die Verkehrsanbindungen bestens für Bau und Betrieb der Anlage geeignet.
1917 wurde mit dem Bau von 12 großen Lagerbehältern begonnen. Es waren die Bauten Nr. 1-4 und 7-14. Sie sind in Eisenbeton-Bauweise entstanden. Die Bunker hatte einen rechteckigen Grundriß. Die innere Ausgestaltung variierte. So gab es Bunker mit Fliesenauskleidung, mit Schutzanstrich sowie mit genieteter oder geschweißter Stahlauskleidung. Die Bauausführung richtete sich nach den einzulagernden Sorten. Die Bauten mit Stahlauskleidung erhielten überwiegend Heizhauben. Damit konnte auch das zähflüssige Treiböl eingelagert werden. Mit den Heizhauben konnte die Masse durch Erwärmung fließfähiger gemacht werden. In die übrigen Behälter durfte nur das leichtere Heizöl eingelagert werden.
Insgesamt entstanden während des I. Weltkrieges rund 120.000 m³ Lagerkapazität. Neben den Behältern schuf man diverse weitere für den Betrieb erforderliche Einrichtungen. Direkt an der Eisenbahnstrecke wurde ein Gleisanschluss gebaut, an dem Verladeanlagen für Kesselwaggons zu finden waren. An der Weser entstand ein Ölhafen, in dem Tankschiffe be- und entladen werden konnten. Das Hafenbecken war groß genug, sechs Schiffe der 750 to-Klasse gleichzeitig aufzunehmen. Von dort führte eine Ölleitung den Weserhang hinauf zum Tanklager. Auch innerhalb des Depots waren alle Behälter und Umschlaganlagen untereinander mit Rohrleitungen verbunden.
Ergänzt wurde die Infrastruktur durch Wache, Verwaltung, Unterkünfte, Werkstätten, ein Heizwerk und ein Wasserwerk sowie weitere Betriebsanlagen. Das Kriegsende 1918 verhinderte den geplanten weiteren Ausbau des Tanklagers.

Nach Ende des I. Weltkrieges hatte man die Bunker Nr. 12 und 14 verschrottet. Der Rest blieb jedoch in Betrieb, diente nun aber zivilen Zwecken. Firmen aus der Ölbranche nutzen die Anlage zur Einlagerung von Heizöl.

 

Nationalsozialisten an der Macht, Massive Aufrüstung

Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten begann schon bald die massive Aufrüstung des deutschen Militärs. So dauerte es nicht mehr lange, bis auch das Tanklager Baden wieder militärisch genutzt werde sollte. Ab 1936 ist auf Veranlassung durch die Kriegsmarine eine deutliche Vergrößerung der Anlage durchgeführt worden. Die Grundfläche verdoppelte sich auf über 110 ha.
Man hat zahlreiche neue Behälter errichtet und die Infrastruktur deutlich ausgebaut. Insgesamt standen 1940 am Ende des Ausbaues 34 Lagerbehälter zu je 10.000 m³ bereit. Zusammengerechnet verfügte Baden somit nun über eine Kapazität von 340.000 m³. Die Treibstoffbehälter waren in Gruppen zusammengefasst. Jede der fünf Gruppen hatte eine Pumpstation.
Die angelieferten Ölsorten wurden je nach Anforderung weiterverarbeitet. Durch Mischung und Beimengung konnten die verschiedenen benötigten Arten und Viskositäten erreicht werden. Zur Qualitätskontrolle existierte eine Laborbaracke.

Für den laufenden Betrieb und Unterhaltungsarbeiten im Tanklager hatte man auch Fremd- und Zwangsarbeiter eingesetzt. Am Südwestrand des Geländes stand ein Lager zur Unterbringung dieser Menschen.

Das Kriegsmarine-Tanklager Baden ist nicht von den Alliierten bombardiert worden. So konnte der Betrieb bis zum Kriegsende ungestört fortgeführt werden. Ein Befehl zur Sprengung der Anlage wurde von der Betriebsleitung nicht umgesetzt. Mit dem Einmarsch britischer Einheiten endete am 21. April 1945 der II. Weltkrieg für diese Gegend.

 Zum Kriegsende


Als die Sieger das Tanklager besetzten, befanden sich noch größere Ölbestände in den Lagerbehältern. Die Briten verwendeten das Öl nun für ihre eigenen Zwecke. Daneben wurden aber auch zivile Betriebe in der Umgebung beliefert, die von der Bevölkerung dringend benötigtes herstellten.
Nachdem alle Bestände verbraucht waren, begann 1946 die Verwertung von Teilen des Tanklagers. Brauchbare Materialien, darunter Pumpen und Stahl, konnten von deutschen Firmen abgebaut werden, um sie zivil zu verwerten. 1948 übernahm eine britische Disarment Branch die Verwaltung der Liegenschaft. Sie führte die Demilitarisierung der Anlage durch. Am Ende stand die Sprengung aller Lagerbehälter. Danach lag das Gelände für mehrere Jahre brach.

Die Bundeswehr kommt nach Achim und verlässt sie nach fast 50 Jahren

Mit der Aufstellung der Bundeswehr fiel das ehemalige Tanklager auch wieder in das Blickfeld der Militärs. Es wurde allerdings nicht mehr als Treibstoffdepot benötigt. Stattdessen sollte an der Nordseite des Areals eine Kaserne entstehen. Das restliche Gelände eignete sich zum Standortübungsplatz.
Am 19. August 1956 begannen die Bauarbeiten. Der Untergrund brachte durch die frühere Nutzung einige Probleme. Die Anlagen des Tanklagers mussten an mehreren Stellen zunächst beseitigt werden. Einige alte Bauten konnten in die Kaserne integriert werden. Auch nach Fertigstellung der Garnison zeigten sich noch Überraschungen. So sackten nach einiger Zeit Teile des Exerzierplatzes um fast 1 m ab. 1964 erhielt die Truppenunterkunft den Namen Steuben-Kaserne.

Die Garnison Achim sollte hauptsächlich ein Standort der Heeres-Flugabwehrtruppe werden. Am 8. Dezember 1957 marschierte das Panzerflugabwehrkanonenartilleriebataillon 3 von Schleswig kommend in seine neue Heimat ein. Dieser Verband sollte bis zur Schließung der Kaserne Hausherr bleiben. Allerdings ergaben sich im Laufe der Jahrzehnte einige Veränderungen.
Als erstes verkürzte sich in der Heeresstruktur 2 der umständliche Name auf Flugabwehrbataillon 3. Zunächst war der Verband noch der 
3. Panzerdivision aus Buxtehude unterstellt. Am 25. September 1964 wurde sie der 11. Panzergrenadierdivision aus Oldenburg zugeordnet. Gleichzeitig fand dementsprechend die Umbenennung in Flugabwehrbataillon 11 statt. Mit dem Zulauf neuer Flugabwehrkanonenpanzer vom Typ Gepard wuchsen die Bataillone zu Flugabwehrregimentern auf. In Achim geschah dies am 2. November 1977.
Nach Ende des Kalten Krieges ergaben sich weitere grundlegende Veränderungen. Ab 1993 hieß der Verband Panzerflugabwehrkanonenregiment 11. Die Anzahl der präsenten Batterien ist danach reduziert worden. Das Regiment wurde nun der 
1. Panzerdivision aus Hannover unterstellt. Im Jahre 2003 folgte schließlich die Auflösung des Verbandes.

Neben der Heeres-Flugabwehr waren über die Jahrzehnte unterschiedliche weitere Einheiten in Achim beheimatet. Die interessanteste Episode betraf die Pioniere. Im April 1962 wurde in der Steuben-Kaserne die Flußpionierkompanie (FlußPiKp) 731 des Territorialheeres aufgestellt. Die Einheit verfügte anfangs über Sicherungsboote, mit denen auf der Weser Patrouille gefahren werden konnte. Weiterhin verfügte sie über Flußfähren vom Typ Mannheim. Später waren nur noch die Fähren im Einsatz. Die Boote fanden im alten Ölhafen ihren Liegeplatz. 1972 wurde die Ziffer in FlußPiKp 831 geändert, ab 1980 hieß es schließlich FlußPiKp 800. Als Haupteinsatzraum für die Fähren war aber bereits seit geraumer Zeit der Rhein eingeplant. So ist die Einheit konsequenterweise im Juli 1980 nach Neuwied in Rheinland-Pfalz verlegt worden.
Im Oktober 1972 traf in Achim die ABC-Abwehrkompanie 11 ein. Sie unterstand als Divisionstruppe der 11. Panzergrenadierdivision. Als mit Einnahme der Heeresstruktur 4 die norddeutschen Divisions-ABC-Abwehrkompanien am Standort des ABC-Abwehrbataillons des 
I. Korps zusammengezogen werden sollten, zog die Achimer Einheit nicht mit. Im April 1980 wurde aus ihr die Ausbildungskompanie Stabsdienst/Militärkraftfahrer 2/11 gebildet. Sie bestand bis 1994.
Anfang der 1970er Jahre ist schräg gegenüber dem Haupttor der Steuben-Kaserne ein Mobilmachungsstützpunkt aufgebaut worden. Darin kamen Geräteeinheiten unter, die erst im Mobilmachungsfall personell aufgefüllt werden sollten. Hier wurde wichtigster Verband das Feldersatzbataillon (FErsBtl) der 
Panzerbrigade 8 aus Lüneburg. Zunächst als FErsBtl 87 bezeichnet, änderte sich der Name mit der Heeresstruktur 4 in FErsBtl 34. Daneben lagen im Mob-Stützpunkt die Heimatschutzkompanie 2222, die Reservelazarettgruppe 7214 und der Sanitätsmaterialnachschubzug 7203.

Im Jahre 2003 wurde die Garnison Achim mit allen noch vorhandenen Truppenteilen aufgelöst, während der Ölhafen schon seit Jahrzehnten eine zivile Nutzung erfährt.

 

Aus relikte.com