Vom Öllager zum Stadtwald
Sie stehen auf geschichtlichem Grund
Die Historie:
1911 >> beginnt die Kaiserliche Marine mit der Suche nach geeigneten Vorratslagern für Treib- und Heizöle, um bei knapper werdenden Treibstoffen während eines möglichen Krieges auf Reserven zurückgreifen zu können. Entscheidend ist, dass eine solche Anlage im Landesinneren und an einem Fluss liegt, um vor möglicher feindlicher Bedrohung von See her sicher zu sein
1916 >> wird mit Schreiben vom 30. September des „Reichs-Marine-Amts“ aus Berlin der „Königliche Landrat“ des Landkreises Achim gebeten, die Marineverwaltung beim Ankauf des für geeignet gehaltenen Dünengeländes in Uesen / Baden zwischen Weser und Bahn zu unterstützen
1917 >> beginnt der Bau von 16 unterirdischen Betonbehältern, alle durch Rohrleitungen verbunden, mit je 10.000 cbm Inhalt und einer Grundfläche von je 2.500 qm, während an der Weser der „Ölhafen“ (mit einer Ölleitung direkt zum Tanklager) und an der Bahnstrecke Hannover – Bremen ein Gleisanschluss angelegt wird. So ist ein Umschlag von den Schiffen zum Öllager und zur Bahn sowie umgekehrt möglich
1933 >> übernimmt die Deutsche Kriegsmarine das Gelände und erweitert in den Folgejahren das „Öllager“ um weitere 18 Tankanlagen
1945 >> wird die hiesige Region von englischen Truppen eingenommen und besetzt, wobei das „Öllager“ erst jetzt entdeckt wird.
1948 >> sprengen die Engländer die ersten Ölbehälter, um sie unbrauchbar zu machen.
1955 >> wird das Gelände für den Standort einer Kaserne ausgewählt. Auf den Grundriss des Öllagers wird der Plan des Kasernenneubaus gelegt. Die einzelnen Bauten werden zwischen die unterirdischen und teilweise zerstörten Ölbunker positioniert.
1957 >> ziehen dann die ersten Soldaten der Bundeswehr in die neue Kaserne ein. Das eingezäunte Kasernengelände umfasst 35 ha, der angrenzende Standortübungsplatz 65 ha
1964 >> erhält die Kaserne den Namen „Steuben-Kaserne“, nach Friedrich Wilhelm von Steuben, einem preußischen Generalstabsoffizier und späteren amerikanischen General. Er war ein Vertrauter George Washingtons und eine Schlüsselfigur im Unabhängigkeitskrieg der Vereinigten Staaten von Amerika
2003 >> findet der Auflösungsappell des Bundeswehrverbandes in der Steuben-Kaserne statt. Nach dem Mauerfall 1989, der Wiedervereinigung 1990 und dem Zusammenbruch der Sowjetunion, in deren Folge sich eine Vielzahl nunmehr unabhängiger Staaten bildet, wird weltweit massiv abgerüstet, was auch zur Schließung des Bundeswehrstandortes Achim führt.
2005 >> legen die einheimischen Unternehmer Andreas und Mark Hundsdörfer sowie Manfred Huhs ein Konzept für die zivile Nachnutzung des bisherigen militärischen Geländes vor, welches bei der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (als Eigentümerin der Flächen) und der Stadt Achim auf Zustimmung stößt. Für diese Aufgabe wird von den Unternehmern die „Grundstücksgesellschaft Achimer Stadtwald“ gegründet, die die rund 100 ha große Fläche vom Bund erwirbt.
2009 >> werden die letzten bürokratischen Barrieren überwunden und wird die Bauleitplanung rechtskräftig. Die Investoren verpflichten sich in einem umfangreichen Vertrag unter anderem, die Altlastensanierungen vorzunehmen und das Gelände neu zu erschließen. Die Arbeiten beginnen im gleichen Jahr
Bis 2016
Das eigentliche Kasernengelände (35 ha) wird komplett umgestaltet, und es entsteht ein Wohngebiet für rund 300 Familien, dazu Kindergärten, Schule, Pflegeheim, Discounter, ein Solarfeld mit Energieerzeugung für 650 Haushalte und viele nicht störende kleinere Gewerbebetriebe.
Der Standortübungsplatz mit 65 ha entwickelt sich dank Mutter Natur von einer Dünenlandschaft zu einem immer größeren Forst inmitten der Stadt und wird von den Investoren mit Bänken und Wegschildern versehen und an die Stadt Achim als Naherholungsgebiet übergeben:
Der jetzige Achimer Stadtwald
Aus historischen Unterlagen zusammengefasst von der Arbeitsgemeinschaft Badener Vereine e. V.
QR-Code der Geschichtswerkstatt Achim e. V.