Sie stehen auf geschichtlichem Grund

 

Die Historie:

1911 >> beginnt die Kaiserliche Marine mit der Suche nach geeigneten Vorratslagern für Treib- und Heizöle, um bei knapper werdenden Treibstoffen während eines möglichen Krieges auf Reserven zurückgreifen zu können. Entscheidend ist, dass eine solche Anlage im Landesinneren und an einem Fluss liegt, um vor möglicher feindlicher Bedrohung von See her sicher zu sein

1916 >> wird mit Schreiben vom 30. September des „Reichs-Marine-Amts“ aus Berlin der „Königliche Landrat“ des Landkreises Achim gebeten, die Marineverwaltung beim Ankauf des für geeignet gehaltenen Dünengeländes in Uesen / Baden zwischen Weser und Bahn zu unterstützen

1917 >> beginnt der Bau von 16 unterirdischen Betonbehältern, alle durch Rohrleitungen verbunden, mit je 10.000 cbm Inhalt und einer Grundfläche von je 2.500 qm, während an der Weser der „Ölhafen“ (mit einer Ölleitung direkt zum Tanklager) und an der Bahnstrecke Hannover – Bremen ein Gleisanschluss angelegt wird. So ist ein Umschlag von den Schiffen zum Öllager und zur Bahn sowie umgekehrt möglich

1933 >> übernimmt die Deutsche Kriegsmarine das Gelände und erweitert in den Folgejahren das „Öllager“ um weitere 18 Tankanlagen

1945 >> wird die hiesige Region von englischen Truppen eingenommen und besetzt, wobei das „Öllager“ erst jetzt entdeckt wird.

1948 >> sprengen die Engländer die ersten Ölbehälter, um sie unbrauchbar zu machen.

1955 >> wird das Gelände für den Standort einer Kaserne ausgewählt. Auf den Grundriss des Öllagers wird der Plan des Kasernenneubaus gelegt. Die einzelnen Bauten werden zwischen die unterirdischen und teilweise zerstörten Ölbunker positioniert.

1957 >> ziehen dann die ersten Soldaten der Bundeswehr in die neue Kaserne ein. Das eingezäunte Kasernengelände umfasst 35 ha, der angrenzende Standortübungsplatz 65 ha

1964 >> erhält die Kaserne den Namen „Steuben-Kaserne“, nach Friedrich Wilhelm von Steuben, einem preußischen Generalstabsoffizier und späteren amerikanischen General. Er war ein Vertrauter George Washingtons und eine Schlüsselfigur im Unabhängigkeitskrieg der Vereinigten Staaten von Amerika

2003 >> findet der Auflösungsappell des Bundeswehrverbandes in der Steuben-Kaserne statt. Nach dem Mauerfall 1989, der Wiedervereinigung 1990 und dem Zusammenbruch der Sowjetunion, in deren Folge sich eine Vielzahl nunmehr unabhängiger Staaten bildet, wird weltweit massiv abgerüstet, was auch zur Schließung des Bundeswehrstandortes Achim führt.

2005 >> legen die einheimischen Unternehmer Andreas und Mark Hundsdörfer sowie Manfred Huhs ein Konzept für die zivile Nachnutzung des bisherigen militärischen Geländes vor, welches bei der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (als Eigentümerin der Flächen) und der Stadt Achim auf Zustimmung stößt. Für diese Aufgabe wird von den Unternehmern die „Grundstücksgesellschaft Achimer Stadtwald“ gegründet, die die rund 100 ha große Fläche vom Bund erwirbt.

2009 >> werden die letzten bürokratischen Barrieren überwunden und wird die Bauleitplanung rechtskräftig. Die Investoren verpflichten sich in einem umfangreichen Vertrag unter anderem, die Altlastensanierungen vorzunehmen und das Gelände neu zu erschließen. Die Arbeiten beginnen im gleichen Jahr

Bis 2016

Das eigentliche Kasernengelände (35 ha) wird komplett umgestaltet, und es entsteht ein Wohngebiet für rund 300 Familien, dazu Kindergärten, Schule, Pflegeheim, Discounter, ein Solarfeld mit Energieerzeugung für 650 Haushalte und viele nicht störende kleinere Gewerbebetriebe.

Der Standortübungsplatz mit 65 ha entwickelt sich dank Mutter Natur von einer Dünenlandschaft zu einem immer größeren Forst inmitten der Stadt und wird von den Investoren mit Bänken und Wegschildern versehen und an die Stadt Achim als Naherholungsgebiet übergeben:

Der jetzige Achimer Stadtwald

Aus historischen Unterlagen zusammengefasst von der Arbeitsgemeinschaft Badener Vereine e. V.

QR-Code der Geschichtswerkstatt Achim e. V.

 

 

 

 

 Beginn im Ersten Weltkrieg:


Die Kaiserliche Kriegsmarine war 1913 bei Schiffsneubauten in der Antriebstechnik von Kohlen- auf Ölbefeuerung umgestiegen. Während des I. Weltkrieges begannen die Planungen für Treiböllager, die geschützt im Hinterland eingerichtet werden sollten. Im Jahre 1917 begannen die Arbeiten an zwei dieser Depots. Neben dem Ölhof Bleckede an der Elbe entstand auch an der Weser eine gleichartige Anlage – das Öllager Baden bei Achim.

Zwischen den damaligen Dörfern Baden und Uesen fand sich ein geeignetes Gelände. Die Reichsmarineverwaltung erwarb hier gut 50 ha Dünenland. An der Nordseite verlief die Eisenbahnstrecke Bremen – Hannover. Die Weser war nur wenige hundert Meter in südlicher Richtung entfernt. Damit waren auch die Verkehrsanbindungen bestens für Bau und Betrieb der Anlage geeignet.
1917 wurde mit dem Bau von 12 großen Lagerbehältern begonnen. Es waren die Bauten Nr. 1-4 und 7-14. Sie sind in Eisenbeton-Bauweise entstanden. Die Bunker hatte einen rechteckigen Grundriß. Die innere Ausgestaltung variierte. So gab es Bunker mit Fliesenauskleidung, mit Schutzanstrich sowie mit genieteter oder geschweißter Stahlauskleidung. Die Bauausführung richtete sich nach den einzulagernden Sorten. Die Bauten mit Stahlauskleidung erhielten überwiegend Heizhauben. Damit konnte auch das zähflüssige Treiböl eingelagert werden. Mit den Heizhauben konnte die Masse durch Erwärmung fließfähiger gemacht werden. In die übrigen Behälter durfte nur das leichtere Heizöl eingelagert werden.
Insgesamt entstanden während des I. Weltkrieges rund 120.000 m³ Lagerkapazität. Neben den Behältern schuf man diverse weitere für den Betrieb erforderliche Einrichtungen. Direkt an der Eisenbahnstrecke wurde ein Gleisanschluss gebaut, an dem Verladeanlagen für Kesselwaggons zu finden waren. An der Weser entstand ein Ölhafen, in dem Tankschiffe be- und entladen werden konnten. Das Hafenbecken war groß genug, sechs Schiffe der 750 to-Klasse gleichzeitig aufzunehmen. Von dort führte eine Ölleitung den Weserhang hinauf zum Tanklager. Auch innerhalb des Depots waren alle Behälter und Umschlaganlagen untereinander mit Rohrleitungen verbunden.
Ergänzt wurde die Infrastruktur durch Wache, Verwaltung, Unterkünfte, Werkstätten, ein Heizwerk und ein Wasserwerk sowie weitere Betriebsanlagen. Das Kriegsende 1918 verhinderte den geplanten weiteren Ausbau des Tanklagers.

Nach Ende des I. Weltkrieges hatte man die Bunker Nr. 12 und 14 verschrottet. Der Rest blieb jedoch in Betrieb, diente nun aber zivilen Zwecken. Firmen aus der Ölbranche nutzen die Anlage zur Einlagerung von Heizöl.

 

Nationalsozialisten an der Macht, Massive Aufrüstung

Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten begann schon bald die massive Aufrüstung des deutschen Militärs. So dauerte es nicht mehr lange, bis auch das Tanklager Baden wieder militärisch genutzt werde sollte. Ab 1936 ist auf Veranlassung durch die Kriegsmarine eine deutliche Vergrößerung der Anlage durchgeführt worden. Die Grundfläche verdoppelte sich auf über 110 ha.
Man hat zahlreiche neue Behälter errichtet und die Infrastruktur deutlich ausgebaut. Insgesamt standen 1940 am Ende des Ausbaues 34 Lagerbehälter zu je 10.000 m³ bereit. Zusammengerechnet verfügte Baden somit nun über eine Kapazität von 340.000 m³. Die Treibstoffbehälter waren in Gruppen zusammengefasst. Jede der fünf Gruppen hatte eine Pumpstation.
Die angelieferten Ölsorten wurden je nach Anforderung weiterverarbeitet. Durch Mischung und Beimengung konnten die verschiedenen benötigten Arten und Viskositäten erreicht werden. Zur Qualitätskontrolle existierte eine Laborbaracke.

Für den laufenden Betrieb und Unterhaltungsarbeiten im Tanklager hatte man auch Fremd- und Zwangsarbeiter eingesetzt. Am Südwestrand des Geländes stand ein Lager zur Unterbringung dieser Menschen.

Das Kriegsmarine-Tanklager Baden ist nicht von den Alliierten bombardiert worden. So konnte der Betrieb bis zum Kriegsende ungestört fortgeführt werden. Ein Befehl zur Sprengung der Anlage wurde von der Betriebsleitung nicht umgesetzt. Mit dem Einmarsch britischer Einheiten endete am 21. April 1945 der II. Weltkrieg für diese Gegend.

 Zum Kriegsende


Als die Sieger das Tanklager besetzten, befanden sich noch größere Ölbestände in den Lagerbehältern. Die Briten verwendeten das Öl nun für ihre eigenen Zwecke. Daneben wurden aber auch zivile Betriebe in der Umgebung beliefert, die von der Bevölkerung dringend benötigtes herstellten.
Nachdem alle Bestände verbraucht waren, begann 1946 die Verwertung von Teilen des Tanklagers. Brauchbare Materialien, darunter Pumpen und Stahl, konnten von deutschen Firmen abgebaut werden, um sie zivil zu verwerten. 1948 übernahm eine britische Disarment Branch die Verwaltung der Liegenschaft. Sie führte die Demilitarisierung der Anlage durch. Am Ende stand die Sprengung aller Lagerbehälter. Danach lag das Gelände für mehrere Jahre brach.

Die Bundeswehr kommt nach Achim und verlässt sie nach fast 50 Jahren

Mit der Aufstellung der Bundeswehr fiel das ehemalige Tanklager auch wieder in das Blickfeld der Militärs. Es wurde allerdings nicht mehr als Treibstoffdepot benötigt. Stattdessen sollte an der Nordseite des Areals eine Kaserne entstehen. Das restliche Gelände eignete sich zum Standortübungsplatz.
Am 19. August 1956 begannen die Bauarbeiten. Der Untergrund brachte durch die frühere Nutzung einige Probleme. Die Anlagen des Tanklagers mussten an mehreren Stellen zunächst beseitigt werden. Einige alte Bauten konnten in die Kaserne integriert werden. Auch nach Fertigstellung der Garnison zeigten sich noch Überraschungen. So sackten nach einiger Zeit Teile des Exerzierplatzes um fast 1 m ab. 1964 erhielt die Truppenunterkunft den Namen Steuben-Kaserne.

Die Garnison Achim sollte hauptsächlich ein Standort der Heeres-Flugabwehrtruppe werden. Am 8. Dezember 1957 marschierte das Panzerflugabwehrkanonenartilleriebataillon 3 von Schleswig kommend in seine neue Heimat ein. Dieser Verband sollte bis zur Schließung der Kaserne Hausherr bleiben. Allerdings ergaben sich im Laufe der Jahrzehnte einige Veränderungen.
Als erstes verkürzte sich in der Heeresstruktur 2 der umständliche Name auf Flugabwehrbataillon 3. Zunächst war der Verband noch der 
3. Panzerdivision aus Buxtehude unterstellt. Am 25. September 1964 wurde sie der 11. Panzergrenadierdivision aus Oldenburg zugeordnet. Gleichzeitig fand dementsprechend die Umbenennung in Flugabwehrbataillon 11 statt. Mit dem Zulauf neuer Flugabwehrkanonenpanzer vom Typ Gepard wuchsen die Bataillone zu Flugabwehrregimentern auf. In Achim geschah dies am 2. November 1977.
Nach Ende des Kalten Krieges ergaben sich weitere grundlegende Veränderungen. Ab 1993 hieß der Verband Panzerflugabwehrkanonenregiment 11. Die Anzahl der präsenten Batterien ist danach reduziert worden. Das Regiment wurde nun der 
1. Panzerdivision aus Hannover unterstellt. Im Jahre 2003 folgte schließlich die Auflösung des Verbandes.

Neben der Heeres-Flugabwehr waren über die Jahrzehnte unterschiedliche weitere Einheiten in Achim beheimatet. Die interessanteste Episode betraf die Pioniere. Im April 1962 wurde in der Steuben-Kaserne die Flußpionierkompanie (FlußPiKp) 731 des Territorialheeres aufgestellt. Die Einheit verfügte anfangs über Sicherungsboote, mit denen auf der Weser Patrouille gefahren werden konnte. Weiterhin verfügte sie über Flußfähren vom Typ Mannheim. Später waren nur noch die Fähren im Einsatz. Die Boote fanden im alten Ölhafen ihren Liegeplatz. 1972 wurde die Ziffer in FlußPiKp 831 geändert, ab 1980 hieß es schließlich FlußPiKp 800. Als Haupteinsatzraum für die Fähren war aber bereits seit geraumer Zeit der Rhein eingeplant. So ist die Einheit konsequenterweise im Juli 1980 nach Neuwied in Rheinland-Pfalz verlegt worden.
Im Oktober 1972 traf in Achim die ABC-Abwehrkompanie 11 ein. Sie unterstand als Divisionstruppe der 11. Panzergrenadierdivision. Als mit Einnahme der Heeresstruktur 4 die norddeutschen Divisions-ABC-Abwehrkompanien am Standort des ABC-Abwehrbataillons des 
I. Korps zusammengezogen werden sollten, zog die Achimer Einheit nicht mit. Im April 1980 wurde aus ihr die Ausbildungskompanie Stabsdienst/Militärkraftfahrer 2/11 gebildet. Sie bestand bis 1994.
Anfang der 1970er Jahre ist schräg gegenüber dem Haupttor der Steuben-Kaserne ein Mobilmachungsstützpunkt aufgebaut worden. Darin kamen Geräteeinheiten unter, die erst im Mobilmachungsfall personell aufgefüllt werden sollten. Hier wurde wichtigster Verband das Feldersatzbataillon (FErsBtl) der 
Panzerbrigade 8 aus Lüneburg. Zunächst als FErsBtl 87 bezeichnet, änderte sich der Name mit der Heeresstruktur 4 in FErsBtl 34. Daneben lagen im Mob-Stützpunkt die Heimatschutzkompanie 2222, die Reservelazarettgruppe 7214 und der Sanitätsmaterialnachschubzug 7203.

Im Jahre 2003 wurde die Garnison Achim mit allen noch vorhandenen Truppenteilen aufgelöst, während der Ölhafen schon seit Jahrzehnten eine zivile Nutzung erfährt.

 

Aus relikte.com

 

Bundeswehr-Bilderrückblick.                        Die Armee verlässt Achim. Foto von der Zeremonie der „Außerdienststellung“.

 

Der Ölhafen an der Weser                                                       Die Briten fackeln Ölreste ab  und sprengen die Tanks.

 

Achim – Von Manfred Brodt.

Nur wenig gereicht Achim zu nationaler Berühmtheit, das Öllager schon. 100 Jahre nach seiner Gründung in Baden und Uesen erscheint heute ein Buch unter dem Titel „Das Öllager in Achim – Von Manfred Brodt. Wie aus dem Öllager ein Stadtteil wurde.“

Gestaltet und verfasst haben die Publikation eine von Karlheinz Gerhold schon vor Jahren gebildete Arbeitsgruppe der Geschichtswerkstatt Achim und die Investoren Andreas und Mark Hundsdörfer sowie Manfred Huhs, die das Werk auch subventioniert haben. Auf 138 Seiten und mit 250 Fotos erlebt der Leser eine spannende Reise durch 100 Jahre.

Bereits 1911 war die Kaiserliche Marine auf der Suche nach geeigneten Vorratslagern für Treibstoff und Heizöle gewesen, um während eines möglichen und dann auch bald geführten Krieges auf Treibstoff zurückgreifen zu können. Das Lager sollte nicht an der Küste liegen, um vor feindlichem Beschuss sicherer zu sein, sondern an einem Strom im Landesinneren. Die Wahl fiel auf das hiesige Sanddünengelände in Wesernähe. Die Kaiserliche Marine hatte 1917 in einem Schreiben an die Königliche Regierung in Stade das Projekt wie folgt beschrieben: „Für die gedachte Lagerung sollen Betonbehälter von je 10 000 Kubikmeter Inhalt bei circa 2000 Quadratmeter Grundfläche, ganz oder größtenteils versenkt, jedenfalls mit Erde überschüttet zur Ausführung kommen. Die Anlage an der Bahn Bremen-Langwedel soll in erster Linie dem Umschlag von den Behältern zur Bahn (Kesselwagen) und umgekehrt dienen; die Anlage im Dünengelände zwischen Bahn und Weser dagegen hauptsächlich dem Umschlag vom Lager zum Schiff und umgekehrt.“

20 solch riesige Öltanks, alle miteinander verbunden, wurden in der Erde vergraben und waren mit einer Pipeline auch mit dem Ölhafen an der Weser in Baden verbunden, da Anlieferung und Belieferung mit Öl per Schiff und Bahn vollzogen wurden.

Öllager weckten Interesse der Nazis

Nach dem Ersten Weltkrieg nutzten private Ölfirmen das riesige Öllager, das dann schon bald wieder das Interesse der Nazis für ihre Kriegspläne wecken sollte. Sie bauten das Öllager von 1937 bis 1940 aus mit Tanks von 340 000 Kubikmetern. Der Vorrat sollte der Marine für eine Kriegsführung für ein Jahr reichen, was ein zehnjähriges Ausbauprogramm auf zehn Millionen Kubikmeter bedeutet hätte. Tatsächlich erreichte man wohl 1,5 Millionen Kubikmeter Ölreserven. Auch Bauarbeiter aus Oberschlesien, untergebracht im Badener Heimstättenweg oder im Ueser Hufeisen, hatten die eingezäunte Anlage gebaut.

200 Mann verwalteten und bewachten das Öllager, darunter auch Landesschützen, ehemalige nicht mehr einsatztaugliche Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg.

Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde auch das Öllager Geschichte. Die Briten sprengten die Tanks 1948, pechschwarze Rauchwolken zogen über die Heimat, gewaltige Detonationen erschreckten. Während Firmen Anlagenteile günstig erwarben, hatten Kinder und Jugendliche einen großen, nicht ungefährlichen Abenteuerspielplatz, bis dann die Bundeswehr nach Achim kam und eine Kaserne mit Übungsgelände aus dem Boden stampfte.

1957 bis 2003 prägten die Soldaten Achim und machten das Weserstädtchen bis nach Nordrhein-Westfalen bekannt. Das Buch zeigt den Einzug der Soldaten, Panzerkolonnen und viel von der Steuben-Kaserne.

Fünf Plagejahre vergingen, in denen auf dem 100 Hektar großen ehemaligen Militärgelände buchstäblich nichts geschah. Das große Areal an Autobahn und Eisenbahnstrecke mitten in der Stadt drohte, zur Steppe zu werden. Der Bund wollte es versilbern und hatte Wohnungsbaupläne, die kaum noch Wald übrig gelassen hätten. Das wollte die Stadt genauso wenig wie anrüchige ausländische Investoren. Nicht ausgeschlossen war auch, dass Neonazis um den Anwalt Rieger hier ein ideales Trainingsgelände für ihre Kampfsportgruppen sehen könnten.

„Ein Glücksfall für Achim“

Da kamen dann quasi als Retter Manfred Huhs, Andreas Hundsdörfer und Sohn Mark, die im März 2009 die 100 Hektar große Fläche kauften, um sie in einem Konversionsprojekt gegen viele Widerstände zu entwickeln zu einem neuen Stadtteil mit schmuckem Wohngebiet, Firmen, Kindergärten, Altenheim, Discounter und mehr sowie einem Stadtwald von 65 Hektar, den sie der Stadt und der Allgemeinheit „schenkten“. „Ein Glücksfall für Achim“, wie jetzt bei der Buchvorstellung auch die Ex-Soldaten und Ex-Bürgermeister Christoph Rippich und Uwe Kellner sowie Bürgermeister Rainer Ditzfeld unisono unterstrichen.

Dem Aufbau ging erst einmal der Abriss voraus, auch vieler schöner Kasernengebäude, denen die verlorenen Jahre von 2004 bis 2009 zu sehr zugesetzt hatten. „Wir hätten gerne das zweite Achimer Gymnasium und das gesamte Amtsgericht hier untergebracht“, trauert Manfred Huhs noch etwas nach.

Anhand der vielen Fotos kann der Leser nachvollziehen, welch gewaltige Arbeit geleistet worden ist bei dem Abbruch der militärischen Gebäude, dem Abtransport und Recycling der Trümmerberge, der schweren und teuren Entsorgung der zehn runden und eckigen Öltanks mit 50 mal 50 Metern Grundfläche und auch Fällaktionen. Der Leser sieht die vielen Eigenheime, Straßen und Einrichtungen, die hier entstanden sind, den Wegfall einer Grenze zwischen Uesen und Baden wenigstens für den Bürgerbus und noch viel mehr. Geraffte 100 Jahre Lokalgeschichte, die im Achimer Buchhandel und über die Geschichtswerkstatt Achim  zu haben sind.

 

Vorstellung des Buches; rechts Investor Manfred Huhs

Achim – Einst war die Steuben-Kaserne ein bedeutender Bundeswehrstützpunkt – heute befindet sich an der Steuben-Allee ein idyllisches Wohngebiet, in dem sich vor allem junge Familien ansiedeln. Darüber hinaus haben sich etliche Firmen niedergelassen. Als letzter Schliff fehlen am Anita-Augspurg-Weg, Minna-Cauer-Weg, Anna-Denker-Weg und an der Steuben-Allee (Nord-Süd-Richtung) noch eine Bitumenschicht und die Baumbepflanzung. Rund 250 Wohneinheiten sind auf dem Gebiet, insgesamt rund 300.000 m², im Laufe der Jahre entstanden.

„Wir haben es bewusst erst nach und nach erschlossen“, erklärt Manfred Huhs, der gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Mark Hundsdörfer von der Achimer Stadtwald mbH für die Dekontaminierung, Erschließung und den Verkauf des Baulandes verantwortlich zeichnete. 2005, rund zwei Jahre nach Ende des Bundeswehrstandorts, hatte das Duo die Pläne an die Stadt herangetragen, bis 2009 brauchte es für die Planungen und den Kaufvertrag, danach begann der Abbruch der kontaminierten Fläche. Ab 2011 fing das Unternehmen, parallel zur Erschließung, an, die Grundstücke zu verkaufen.

Etwa 70 Prozent der Fläche wurde zum Wohngebiet umgewandelt. Aber auch für Gewerbeansiedlungen ist die Ex-Kaserne offenbar attraktiv. Dort, wo früher das Wachhäuschen mit Schranke war, eröffnete als eine der ersten Betriebe Scherf Orthopädiebedarf. Im ehemaligen Kommandeurshaus finden sich, neben der Achimer Stadtwald mbH, die Rechtsanwälte Teichmann und Trotzki, Immobilien Ipach, das Software-Unternehmen Dowling sowie Marukas, eine im Februar gegründete Start-Up-Firma, die Trolleys und Schubladen für Flugzeug-Catering herstellt.

Breit aufgestelltes Gewerbe

Die Firma Dunker Umwelttechnik sorgt mit ihren Produkten für umweltgerechte Transporte. Koziollek bietet die professionelle Reinigung von Heizöltanks. Sven Strobel hat mit „Die Schrift“ schon viele Werbeschilder in Achim entworfen. Und die Stadtwald mbH selber baute zuletzt 20 Großraumgaragen für Wohnwagen, Wohnmobile oder Möbellagerung.

Eine der größten Flächen gehört der Firma Solaris aus Gräfelfing, die auf 32.000 m² Fotovoltaikanlagen errichtet hat. Seit Sommer 2017 ist der Solarpark – er kann 700 Haushalte mit Strom versorgen – am Netz.

Passend zum Familienwohngebiet gibt es an der Steuben-Allee zudem die private „Kinderoase am Stadtwald“ und die städtische „Kita am Stadtwald“. Daran angrenzend, wo jetzt noch ein Birkenwäldchen steht, plant die Stiftung Waldheim eine Schule für Kinder mit Behinderungen. Ein Gemeindezentrum der „Reset Church“ schließlich soll auf der brachliegenden Fläche zwischen Landesstraße 156 und Alte Finien entstehen.

Aus dem Achimer Kreisblatt 2017

Mit-Investor Marc Hundsdörfer                   Schwerste Betonbrocken der Bundeswehrgebäude sind zu beseitigen

Unmengen von Altöl und anderen Giftstoffen werden entsorgt.

 

Die aktualisierte Neuauflage beschreibt auch den neu entstandenen Wohn- und Gewerbepark auf ehemals militärischem Gelände. Helmut Köhler, Manfred Huhs und Manfred Brodt präsentierten das Neue Buch.  Es ist in Achimer Buchhandlungen und bei der Geschichtswerkstatt Achim für 29,90 Euro zu bekommen.