Die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Achim, von den Anfängen bis zur Vernichtung.

 

Margarete (1888–1942) und Paul Alexander (1884–1942)

Die Familie Alexander lebt seit 1746 als älteste jüdische Familie in Achim. Paul Alexander führt den Die Mühlenbetrieb und den Getreide- und Futterhandel seiner Familie weiter. Sie haben zwei Kinder: Peter(1914-1942) und Lotte (1924-1942). Die Kinder besuchen die Volksschule am Markt. Im Mai 1937 verkauft Paul Alexander seine Anbauerstelle und zieht mit der Familie nach Bremen.

Die Familie wird 1941 ins Ghetto Minsk verschleppt und dort ermordet.

 

Emma (1906–1942) und Albert Anspacher (1887–1942)

Albert Anspacher ist im Viehhandel tätig. Er und sein minderjähriger Sohn Kurt (geb. 1924) werden 1938 in der Pogromnacht wie die anderen männlichen Juden aus Achim nach Bremen verschleppt. Während Kurt am nächsten Tag nach Hause kommt, muss Albert noch für einige Zeit in das Konzentrationslager Sachsenhausen. Kurt besucht die Achimer Volksschule und die Mittelschule, bis ihm 1938 der Schulbesuch verboten wird.

Die Familie wird 1941 nach Minsk deportiert. Während Emma und Albert ermordet werden, muss Kurt noch zehn Konzentrationslager erdulden, bis er 1945 krank aus dem KZ Dachau entlassen wird. Er wandert nach Amerika aus, ändert dort seinen Namen in Curt Parker und stirbt 2012 in den USA.

 

Margarethe(1906–1942) und Paul Anspacher (1895–1942)

Paul ist ein Bruder von Albert und Carl Anspacher und arbeitet mit ihnen zusammen im Viehhandel bis zum Berufsverbot im Jahre 1938. Er wird 1934 in Achim verhaftet, weil er die arische Abstammung eines Nationalsozialisten angezweifelt hatte, wurde wegen seiner Teilnahme am Ersten Weltkrieg aber „nur“ zu einem Monat Gefängnis verurteilt.

Margarethe und Paul Alexander werden im Ghetto Minsk ermordet.

 

Lilli (1897-1942) und Carl Anspacher (1891-1942)

Carl Anspacher übernimmt von seinem Schwiegervater Adolf Pels den Pferdehandel und ist der letzte Synagogenvorsteher in Achim. Carl und Lilli haben zwei Kinder: Günter und Liesel.Liesel (1924-1942) geht in Achim zur Schule und besucht bis 1938 die Mittelschule. Ab diesem Zeitpunkt ist es allen jüdischen Kindern verboten, weiter zur Schule zu gehen. 2016 wird die Achimer Hauptschule nach ihr benannt. Jetzt steht ein Gedenkstein mit ihrem Namen an der Integrierten Gesamtschule in Achim.

Günter (geb. 1922) wird ebenfalls ins Ghetto nach Minsk gebracht. Von dort soll er mit einer russischen Widerstandskämpferin geflüchtet sein. Genaue Infos über sein Schicksal sind nicht bekannt. Wegen seiner Flucht werden alle Anspachers am nächsten Tag ermordet; nur Kurt Anspacher überlebt.

 

Emma Baumgarten (1881–1942)

Ihre Familie ist im Braugewerbe tätig und wohnt in der Brauerstraße. 1937 verkauft Emma, die zu der Zeit allein in Achim lebt, das Haus an die Gemeinde Achim. Dort entsteht später das Gemeinschaftshaus der NSDAP in Achim.

Emma wird ins Ghetto Theresienstadt deportiert und dort ermordet.

 

Lina (1868-1942) und Louis Friedemann (1871-1942)

Lina und Louis kommen 1913 nach Achim. Vater und Sohn Ernst(1899-1942) sind Kaufmänner. Sie werden zusammen mit Louis Ehefrau Lina und der Tochter Ilse Löwenthal, geb. Friedemann (1904-1942) im Ghetto Minsk ermordet.

 

Lucie (1903–1942) und Erich Harf (1905–1942)

Die Familie ist von 1930 an in Achim angesiedelt. Sie haben zwei Söhne: Hans Günther (1931–1942) und Martin Samuel(1931 – 1942). Erich Harf arbeitet im Viehhandel.

Die Familie wird im Ghetto Minsk ermordet.

 

Mathilde (1882–1940) und Siegfried Heilbronn (1881-1948)

Die Familie Heilbronn siedelt sich 1879 in Achim an. Sie haben eine Schneiderei und ein Manufakturgeschäft. Siegfried Heilbronn wird während des Ersten Weltkrieges mit dem Eisernen Kreuz 1. Klasse ausgezeichnet. Das Ehepaar hat vier Kinder: Paula(*1911), Hans (*1913) und Kurt(*1914) und Rosi(*1918). 1933 wird auch dieses jüdische Geschäft von den Nationalsozialisten boykottiert.

Kurt Heilbronn wandert 1934 nach England aus. Ihm folgt der Bruder Hans 1937. Rosi heiratet 1938 in Bremen Willi Podell (*1912-?). Rosi und Paula flüchten mit ihren Ehemännern in die USA. Mathilde und Siegfried fliehen 1939 nach Manchester. Dort stirbt Mathilde. Siegfried setzt die Flucht nach Amerika fort, wo er 1948 stirbt.

 

Hermann Kaufmann (1874-?)

Hermann Kaufmann kommt 1925 nach Achim, weil er von der hiesigen Synagogengemeinde als Lehrer und Vorbeter angestellt wird. 1936 verbieten die Nationalsozialisten den Unterricht an der Marktschule.

1939 verlässt Kaufmann Achim und zieht nach Siegburg. Sein Schicksal ist unbekannt.

 

Adolf Pels (?)

Seine Familie zieht 1868 nach Achim. Sie betreibtdas Gewerbe der Fleischerei. Adolf übergibt sein Geschäft in den 30er Jahren an seinen Schwiegersohn CarlAnspacher und wandert nach Amerika aus.

 

Jenny (1888–1942) und Albert Seligmann (1869–1942)

Albert heiratet 1894 Jenny Alexander. Sie haben zwei Söhne: Hugo (1895-1915) und Wilhelm. Albert übernimmt die Schlachterei seines Schwiegervaters Jacob Alexander und ist 1913 bis 1932 Obermeister der Schlachterinnung des Kreises Achim. Er dient mit seinem Sohn Hugo als Soldat im Ersten Weltkrieg. Hugo stirb in diesem Krieg. Albert tritt der Deutschen Demokratischen Partei bei. Er wehrt sich mehrmals gegen die Schikanen der Nationalsozialisten.

Sein Sohn Wilhelm ist im örtlichen Fußballverein integriert. Er heiratet und bekommt mit seiner Frau Selmaeine Tochter: Johanna. Sie wird von anderen Kindern als „Judensau“beschimpft und mit Steinen beworfen. Daraufhin flüchtet die Familie 1938 in die USA.

Albert und Jenny Seligmann werden 1942 in das Ghetto Theresienstadt verschleppt und später im Vernichtungslager Treblinka ermordet.

 

Edith Bielefeld

 

Quellen:

Beermann, G. u. a.: Jüdisches Leben in Achim, Achim 1994

Voß, Andreas: Die jüdische Gemeinde in Achim, Achim 2004

 

 

Stolpersteine

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 Kleiner Hinweis auf den historischen Ort.         Thora-Rollen.                                                                      Die Gedenkstätte nach dem 8. Mai 2025.

             

 

 

Drei Mauern aus Basaltsteinen, ein Ziegelstein mit einem zerbrochenen Davidsstern und eine Gedenktafel erinnern an das einstige jüdische Gotteshaus in Achim .     In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurde die Synagoge von einem braunen Mob zerstört. In diesem ersten von zwei Teilen geht es um den Bau und die Ausstattung der Achimer Synagoge sowie um ihre Zerstörung und den Verkauf in der Zeit der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.

Zweimal im Jahr erwacht der unscheinbare kleine Platz am Synagogenweg/Ecke Anspacherstraße zum Leben. Dann versammeln sich viele Achimerinnen und Achimer dort, wo früher die Synagoge stand. Am 27. Januar erinnern sie an die Befreiung des Vernichtungslagers in Auschwitz, und am 9. November gedenken sie der Gräueltaten in der Reichspogromnacht.

Die jüdische Gemeinde errichtet eine Synagoge

Achim hatte einst eine jüdische Gemeinde mit einer eigenen Synagoge. Das ist ein Gebäude, das der Versammlung, dem gemeinsamen Gottesdienst und oft auch als Lehrhaus und als Ort für soziale und kulturelle Veranstaltungen dient. Der Synagogenbezirk Achim wurde 1844 gebildet und Alexander Seligmann zum Gemeindebeamten ernannt. Er war zugleich Vorbeter, Religionslehrer und Schächter, also ritueller Schlachter. Zu dieser Zeit umfasste die Gemeinde sechs Familien mit insgesamt 35 Personen, und es begann ein geregeltes Gemeindeleben.
In den 1860er Jahren war die Gemeinde auf zehn jüdische Familien angewachsen, und eine eigene Synagoge
und ein Friedhof wurden angelegt. Für einen jüdischen Gottesdienst waren damals mindestens zehn im religiösen Sinne mündige Männer jüdischen Glaubens vorgeschrieben. Möglich wurde der Bau durch eine Spende von Elias Moses Alexander. Die Familie Alexander lebte als älteste jüdische Familie seit 1746 in Achim. Die Synagoge befand sich auf seinem Grundstück an der Obernstraße und bekam die Hausnummer 265 b.

Auf dem Grundstück von Elias Moses Alexander

Über das Baujahr der Synagoge gibt es unterschiedliche Angaben. Im „Historischen Handbuch der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen“ wird als Baujahr 1864 genannt. Im Verdener Kreisarchiv befindet sich die „Achimer Häuserliste bis etwa 1946“. Darin heißt es: „1865 – Ein Nebengebäude der Alexanderschen Stelle wird zur Synagoge ausgebaut.“ In einem Schreiben der Entschädigungsbehörde vom 17.1.1955 heißt es, die Ermittlung des Baujahres sei nicht möglich gewesen und deshalb wurde das „Baujahr 1890 zugrunde gelegt“. Am 27.9.1957 schrieb hingegen die Stadt Achim: „Das genaue Baujahr der Synagoge konnte (auch durch Nachfrage bei älteren Achimer Bürgern) nicht festgestellt werden. Festgestellt wurde jedoch, dass die Synagoge vor mehr als 80 Jahren erbaut sein muss.“

Ein Fachwerkgebäude mit Empore

Das Gotteshaus wurde inoffiziell „Scheune mit Synagoge“ genannt. Auch wenn das Gotteshaus von außen eher unscheinbar gewesen sein soll, so zeugte es doch vom Selbstbewusstsein der Gemeinde, die ein sichtbarer Teil der Gesellschaft sein wollte. In dieser Zeit kamen immer mehr jüdische Familien nach Achim, und jüdisches Leben wurde zu einem Teil der Stadt. Bis 1875 wuchs die Gemeinde auf 67 Personen. Im Jahr 1913 waren 70 von 3682 Einwohner Achims jüdischen Glaubens. Das entsprach zwei Prozent der Bevölkerung, weit mehr als im Durchschnitt des Deutschen Reiches.
Die Synagoge befand sich in einem Fachwerkgebäude und war 16,40 m lang, 8,50 m breit und 3,90 m hoch. Das ergibt eine Fläche von etwa 140 m² und einen umbauten Raum von 540 m³. Die Höhe des Gebäudes spricht dafür, dass es eine Empore für die Frauen gab.
Über die Einrichtung und die Ausstattung der Achimer Synagoge gibt es keine Informationen. Im Rahmen der Wiedergutmachung in den 50er Jahren wurde jedoch vom Niedersächsischen Innenministerium „die Mindestausstattung zugrunde gelegt, die auch die kleinste Gemeinde gehabt haben muss“, um einen Gottesdienst abhalten zu können. Für die Zahl der Synagogenplätze wurden die Maße des Raumes und die üblichen Maße je Platz (1 m x 0,75 m) berechnet. Danach gab es in Achim 64 Sitze mit Pulten für Männer, 24 Sitze für Frauen auf der Empore, einen Thoraschrein mit zusätzlichem Altaraufbau, ein Podium mit Vorbeterpult und Sitzbank sowie einen Kronleuchter und Wandbeleuchtungen.
Dazu verfügte jede Gemeinde über Kultgegenstände. Besonders wichtig waren die Thora-Rollen.  In Achim soll es drei solcher jüdischen Bibeln gegeben haben. Auf einer Thora-Rolle sind die fünf Bücher Mose in hebräischer Schrift von Hand und mit Tinte aufgeschrieben. Bei jedem Gottesdienst wird daraus vorgelesen. Dazu gab es Thoraschmuck und ein Megillah-Ester (hebräisches Buch der Bibel).
Außerdem gehörten zur üblichen Ausstattung zwei Altarleuchter, eine ewige Lampe, ein Chanukkah-Leuchter, ein Weinbecher, ein Schofar-Horn (orientalisches Blasinstrument), ein Trauhimmel und Behänge.
Ausgrenzung, Boykottmaßnahmen und antisemitische Gewalt
Die Mitglieder der jüdischen Gemeinde waren seit vielen Jahren in Achim vielfältig engagiert, z.B. in der Deutschen Demokratischen Partei (DDP), in Sport- und Schützenvereinen und in der Ortsfeuerwehr. Paul Alexander war in den 20er Jahren Synagogenvorsteher.
Die antisemitische und völkische NSDAP wurde 1919 in München gegründet und entwickelte sich schnell von einer politischen Sekte zu einer „Bewegung“. So gab es in den 20er Jahren auch in Achim erste antisemitische Übergriffe: 1924 wurde das Kriegerdenkmal auf dem jüdischen Friedhof mit Hakenkreuzen beschmiert. In diesem Jahr wurde in Achim die erste NSDAP-Ortsgruppe im Landkreis Verden gegründet, deren Mitglieder wenig später durch den Ort zogen und dabei antisemitische Lieder sangen. 1928 lebten noch 10 jüdische Familien mit 61 Personen in Achim.
Anfang der 30er Jahre begann die wirtschaftliche und gesellschaftliche Ausgrenzung der Menschen jüdisches Glaubens. Zu dieser Zeit war der Kaufmann Siegfried Heilbronn Vorsteher und Rechnungsführer der Synagogengemeinde. 1932 überschrieb die Familie Alexander der Gemeinde schließlich die Synagoge.

Achims Wirtschaft wird „judenfrei“

Am 31.1.1933, dem Tag der Ernennung von Adolf Hitler zum Reichskanzler, organisierten die Nationalsozialisten in Achim einen Fackelzug. Wenig später kam es seitens der NSDAP-Ortsgruppe Achim zu antisemitischer Gewalt und zu gezielten Boykott-Maßnahmen gegen jüdische Bürgerinnen und Bürger. Die Nationalsozialisten hatten am 1.4.1933 aufgerufen zum landesweiten Boykott jüdischer Geschäfte, Warenhäuser, Banken, Arztpraxen, Rechtsanwalts- und Notarkanzleien. Das führte dazu, dass in Achim jüdische Geschäfte schließen mussten und die Eigentümer den Ort verließen. So verringerte sich die Zahl der Menschen jüdischen Glaubens im Jahr 1933 auf 33 Personen.
Bei der Neuwahl der Gemeindevertretung am 12.3.1933 wurde die NSDAP im Kreis Verden stärkste Fraktion. In Achim bekam die NSDAP sogar fast 50 Prozent der Stimmen, und es wurde „Judenliteratur“ verbrannt. In den Folgejahren wurde der jüdische Religionsunterricht zunehmend erschwert und 1936 aus den öffentlichen Schulen verbannt.
Als erster Achimer Jude wanderte 1934 Kurt Heilbronn, der jüngere Sohn des Textilhändlers, nach England aus. 1937 verkaufte der Vater sein Geschäft und flüchtete mit seiner Familie in die USA. Mitte des Jahres 1938 war Achims Wirtschaft „judenfrei“.
Zerstört, entweiht und zerhackt
1938 organisierte das NS-Regime eine neue Phase der Gewalt gegen Jüdinnen und Juden im Deutschen Reich. Das Attentat am 7. November 1938 auf den Legationsrat der deutschen Botschaft in Paris, Ernst vom Rath, durch einen 17-jährigen polnischen Juden wurde zum Anlass für ein gegen die Juden gerichtetes Pogrom genommen, einen staatlich angeordneten Terror bisher nicht gekannten Ausmaßes. Die Pogrome markierten den Übergang von der Diskriminierung hin zur systematischen Vertreibung. Während der Novemberpogrome wurden im Deutschen Reich etwa 1400 Synagogen, Betstuben und sonstige Versammlungsräume jüdischer Menschen zerstört.
Die Synagoge in Achim wurde in der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November geschändet und verwüstet. Die Seitentüren und die Einrichtung wurden mit Brecheisen, Beilen und Äxten komplett zerstört. Das Mobiliar wurde zerhackt und als Brennholz mitgenommen. Die Synagoge selbst wurde nicht abgefackelt, weil sich neben der Synagoge ein Lagerschuppen mit Teerprodukten, Ölen und Fetten befand. Der Besitzer des benachbarten Gebäudes „Gieschen’s Hotel“ hatte Sorge, dass ein Feuer die gesamte Nachbarschaft gefährden könnte. Über die Vorgänge berichtete das Achimer Kreisblatt am Folgetag in einer an Schärfe und Diskriminierung kaum zu übertreffenden Weise:
„Vor der hiesigen Synagoge hatte sich eine empörte Menge angesammelt. In wenigen Augenblicken war dies verfluchte Symbol Jehovas, das Prinzip des ewigen Bösen zerstört. Es wäre wahrscheinlich in Flammen aufgegangen, wenn nicht für die unmittelbar angrenzenden Häuser Gefahr bestanden hätte. Von dem flammenden Zorn unserer Achimer Volksgenossen erhält man ein Bild, wenn man die Überreste dieses schmierigen Judentempels sieht: Es blieb buchstäblich kein Stück aufeinander.“
Der spätere Eigentümer Friedrich Wilhelm Braun gab am 15.8.1953 bei einem Ortstermin mit einem Gutachter an, dass die Synagoge „in der Kristallnacht der Zerstörung durch Feuer entgangen, aber schwer beschädigt worden war, das Dach teilweise durch Steinwurf, Fenster und Türen durch Axtschläge“. Er selbst hatte sein Wohnhaus direkt hinter der Synagoge und war Augenzeuge, wie in den Gerichtsprotokollen zu lesen ist.

Verkauf von Grundstück mit Ruine

Am 16.1.1939 verkaufte die Synagogengemeinde das Grundstück samt Ruine für 1200 Reichsmark an den Achimer Kaufmann F. W. Braun. Der Kaufvertrag wurde in Verden beim Notar Ernst Vogel von Carl Anspacher als Vorsitzender der Synagogengemeinde Achim unterzeichnet. Darin heißt es: „Der Grundbesitz wird so verkauft, wie er sich zur Zeit befindet.“ Am 30.9.1939 wurde F. W. Braun als Eigentümer ins Grundbuch eingetragen.
Der örtliche Farbenhändler Braun wollte das Gebäude als Lagerraum nutzen. Dafür musste er zunächst die gröbsten Schäden beseitigen, die in der Pogromnacht entstanden waren. Das Dach reparierte er nach eigenen Angaben selbst. Die Außentür und ein Fenster wurden zugemauert, ein Fenster erneuert und ein anderes instandgesetzt.
Umbau zu einem Lagerraum mit Büro
Anfang der 40er Jahre verließen mit Jenny und Albert Seligmann die letzten Menschen jüdischen Glaubens die Stadt Achim. Sie lebten zunächst vier Monate in einem „Judenhaus“ in Bremen. Am 23.7.1942 wurden sie nach Theresienstadt deportiert, wo sie vermutlich verhungerten oder an einer Seuche starben.

1943 ließ Braun schließlich den einstigen Synagogenraum umbauen. Ein 13,4 m² großer „Kontorraum“ (Büro) wurde vom Lagerraum mit einer gemauerten Trennwand und einer Tür darin abgetrennt. Der Raum bekam einen Zementfußboden, und in Höhe der Empore wurde eine Decke eingezogen. Eine Holztreppe führte zum Bodenraum, der durch eine kleine Öffnung (1 m x 1 m) zu erreichen war. Ein weiteres Fenster wurde zugemauert, und vier Fenster wurden zur Sicherung gegen Einbruch vergittert. Außerdem wurde ein neuer über acht Meter hoher Schornstein errichtet.
1944 wurden nach Angaben von Joachim Woock in dem Gebäude französische Kriegsgefangene untergebracht. Als Quelle nennt er die Magisterarbeit von Axel Köhler über Zwangsarbeit im Nordkreis.
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Ralph Spill

 



Literatur/Quellenverzeichnis:
• Hermann Deuter/Joachim Woock: Es war hier, nicht anderswo! Der Landkreis Verden im Nationalsozialismus. Edition Temmen, 2016.
• Niedersächsisches Landesarchiv, Abteilung Stade: Akten im Rahmen der Rückerstattung des betreffenden Grundstücks bzw. der Wiedergutmachung für die Vertreter der ehemaligen jüdischen Gemeinde, NLA ST Rep. 171 Verden Rückerstattung, acc. 2009/087 Nr. 787 (ca. 110 Blatt, z. T. beidseitig beschrieben) sowie NLA ST Rep. 210 Nr. 1807 (ca. 60 Blatt, z. T. beidseitig beschrieben). Vielen Dank an Dr. Thomas Bardelle und Team
• Karlheinz Gerhold, Geschichtswerkstatt Achim: Achim in der Zeit des Faschismus.
• Wolfgang Griep: Verfolgt, vertrieben, vernichtet. Zur Geschichte er Achimer Juden im Dritten Reich.
• Familiendatenbank Juden. https://www.genealogienetz.de/genealogy
• Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinden im deutschen Sprachraum. Achim (Niedersachsen)
• Herbert Obenaus: Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen“, Band I, 2005, Wallstein Verlag
• Ulrich Budler, Achim 2017: Achimer Häuserliste bis etwa 1946, S. 212
• Diverse Zeitungsartikel aus Achimer Kreisblatt und Weser Kurier

Die Reste der Synagoge werden für die Stadtsanierung abgerissen. 

Zerbrochener Davidstern.        Die Reste der Synagoge werden abgerissen.       Einweihung der Gedenkstätte an der alten Synagoge 1988

 

Bis zum Jahr 1988 wiesen in Achim keine Gedenkstätte, keine Gedenktafel und kein Straßenschild auf das Schicksal der Opfer in der Nazi-Diktatur hin, Obwohl Achim in den 30er Jahren eine Hochburg der NSDAP war. Das änderte sich erst am 50. Jahrestag der Reichspogromnacht. In diesem Artikel geht es um die Geschehnisse rund um die Achimer Synagoge nach dem Zweiten Weltkrieg bis hin zu einer zweiten Gedenktafel am Mahnmal.

Die Synagoge in Achim wurde in der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 geschändet und verwüstet. Die Seitentüren und die Einrichtung wurden von SA-Leuten komplett zerstört. Das Mobiliar wurde zerhackt und als Brennholz mitgenommen. Die Synagoge selbst wurde nur deswegen nicht angezündet, weil ein Feuer die gesamte Nachbarschaft gefährdet hätte. 1939 verkaufte die Synagogengemeinde das Grundstück samt Ruine für 1200 Reichsmark an den Achimer Kaufmann Friedrich Wilhelm Braun.

1948 wurde mit Zementplatten ein schmaler Weg zur Straße gebaut: 14 m lang und 0,50 m breit. Im darauffolgenden Jahr wurde die direkt an die Synagoge angebaute Scheune abgerissen, eine neue Giebelwand errichtet, und zur Straße hin kam ein Vorbau dazu: 1,90 breit, 2 m lang und 2,65 m hoch.

Nur ein Täter wird bestraft

Mit den schweren Verbrechen in der Pogromnacht befasste sich die Justiz ab 1947. Der Entnazifizierungsausschuss des Kreises Verden erstattete am 11.4.1947 bei der Staatsanwaltschaft am Landgericht Verden „Anzeige gegen Unbekannt wegen Raub, Diebstahl, Plünderung, Sachbeschädigung etc. jüdischen Vermögens in der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 in Achim“. Es wurde ein Verfahren eingeleitet gegen die Männer, die maßgeblich an der Zerstörung der Synagoge beteiligt waren und jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger drangsaliert und verhaftet hatten. Als Haupttäter wurden angeklagt der ehemalige SA-Obersturmführer Wilhelm Eicke aus Bremen und der Achimer Wilhelm Eggert, einst Führer des SA-Reitersturmes. Nach langer Ermittlungszeit wurde am 23.9.1948 das Verfahren vor dem Schwurgericht Verden gegen Eicke, Eggert und fünf weitere Achimer SA-Männer eröffnet und am darauffolgenden Tag wurden die Urteile gefällt. Keinem der stark verdächtigen Angeklagten konnte die Beteiligung an der Zerstörung der Synagoge nachgewiesen werden.

Das Schwurgericht verurteilte schließlich in letzter Instanz nur Wilhelm Eicke. Der Bremer wurde wegen schweren Landfriedensbruchs, räuberischer Erpressung, Freiheitsberaubungen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Alle anderen Täter kamen straffrei davon. In der Urteilsbegründung führte der Richter aus, dass auf der Anklagebank nicht die wirklichen Drahtzieher, sondern „nur die kleinen Sünder“ säßen.

Ein langwieriger Rechtsstreit

In den 50er Jahren begann ein jahrelanger Rechtsstreit um das Grundstück und das Gebäude. Am 5.7.1951 trug das „Wiedergutmachungsamt am Landgericht Verden“ für die Synagogengemeinde einen Rückerstattungsanspruch ins Grundbuch ein. Als „Antragsgegner“ wird Kaufmann Braun genannt mit der Begründung: „Die Entziehung erfolgte durch Kaufvertrag vom 16.1.1939.“ Daraufhin beauftragte Braun den Achimer Rechtsanwalt Dr. Ulrich am 31.3.1952 mit der Vertretung seiner Interessen. Dieser erhielt Prozessvollmacht und legte sogleich Widerspruch ein, und das Verfahren nahm seinen Lauf.

Der Verein „Die aus Theresienstadt e.V.“ mit Sitz in Hamburg wurde als „Interessenvertretung der aus rassischen Gründen Verfolgten und Geschädigten deutscher Staatsangehörigkeit“ zugelassen. Er begründete am 14.6.1952 seinen Antrag auf Rückerstattung von Vermögen: „Die Wegnahme bzw. der Verkauf fand in jedem Fall unter Zwang statt. Soweit Entschädigung geleistet, wurde sie vom Reich gesperrt und beschlagnahmt, kam also effektiv nicht zur Auszahlung.“ Als Rechtsnachfolger dieses Vereins fungierte für alle jüdischen Organisationen im Bereich der früheren britischen Besatzungszone die „Jewish Trust Corporation for Germany“ (JTC) mit Sitz in Hamburg. Die internationale Organisation war anerkannt und somit berechtigt, die Entschädigungsansprüche geltend zu machen.

Vergleichsverhandlungen scheitern

Am 9.1.1953 bemühte sich das Wiedergutmachungsamt am Landgericht Verden um einen Vergleich und fragte, „ob der Antragsgegner bereit ist, den Rückerstattungsanspruch durch Zahlung einer Vergleichssumme abzuwenden oder ob er den Rückerstattungsanspruch anerkennen will“. Falls er das Grundstück behalten wolle, solle er eine Vergleichssumme vorschlagen und begründen.

Im Sommer 1953 wechselte der Achimer Farbenhändler den Rechtsanwalt. Er erteilte Dr. Robert Dyckerhoff, einem Rechtsanwalt und Notar aus Hannover, die Prozessvollmacht. Es kam wieder zu Vergleichsverhandlungen und die Wiedergutmachungskammer gab beim Sachverständigen, Baurat Georg Hoff aus Hildesheim, ein Gutachten in Auftrag. Dieser erstellte ein 13seitiges Gutachten und bezifferte abschließend den Wert des Grundstücks auf 4534 DM und den Gebäudewert auf 3952 DM. Zudem schätzte er, dass der Wert des Gebäudes durch die Baumaßnahmen um 1426 DM gesteigert worden war.

1954 scheiterten die Vergleichsverhandlungen endgültig. Am 21.12.1954 schrieb die JTC:

„Wir bestreiten nach wie vor, dass der Gegenseite der Nachweis gelungen ist oder gelingen kann, dass der Verfolgte (also Carl Anspacher) zu den verschiedensten Zeiten und und aus den verschiedensten Gründen die Absicht hatte, sein Grundstück zu verkaufen. Er hat es aber nicht getan und diesen Verkauf erst im Februar 1938 vollzogen, nachdem aus einem kleinen Ort wie Achim nach der Aussage des Zeugen Lindhorst fast alle Juden zwangsweise von Haus und Hof vertrieben worden waren.

Es ist leider in Vergessenheit geraten, wie die nationalsozialistische Bewegung nach den Nürnberger Gesetzen besonders in kleinen Städten vorging. Es war die Pflicht jedes Gauleiters und der ihm untergeordneten Beamten alles zu tun, um möglichst bald melden zu können, daß ihr Bezirk oder ihre Stadt oder ihr Dorf „judenrein“ sei. … Der Verfolgte und seine Frau (Carl und Lilli Anspacher) entschlossen sich deswegen in letzter Stunde, das Haus zu verkaufen und in eine größere Stadt, nämlich Bremen, zu ziehen, um den Verfolgungsmaßnahmen in Achim zu entgehen.“

Abschließend wies die JTC darauf hin, dass bei einer Zahlung von 8.000 DM auf eine Rückerstattung verzichtet würde. Am 6.7.1955 wurde schließlich die JTC aus dem Grundbuch gelöscht und der Farbenhändler Braun eingetragen.

Ab 1955 wurden unabhängig von den Entschädigungsansprüchen der jüdischen Gemeinde Achim Verhandlungen mit der Bundesregierung und dem Land Niedersachsen über eine Pauschalabfindung geführt.

Land Niedersachsen zahlt Pauschalabfindung



Am 5.1.1959 kamen die Verhandlungen zum Abschluss und zu einem Vergleich zwischen dem Land Niedersachsen auf der eine Seite und der JTC, dem Landesverband der jüdischen Gemeinden Niedersachsen und dem Zentralrat der Juden in Deutschland auf der Gegenseite. Darin heißt es: „Zur Abgeltung aller Ansprüche auf Entschädigung für

1. die Zerstörung und Beschädigung von Synagogen und sonstigen Gebäuden,

2. die Zerstörung, Beschädigung, Plünderung und sonstigen Verluste an Synagogeneinrichtungen, Kultgegenständen und profanen Ausstattungsgegenständen, die Eigentum der früheren jüdischen Kultusgemeinden im Bereich des Landes Niedersachsen waren, zahlt das Land Niedersachsen eine Entschädigung von insgesamt 9.450.000 DM.

Die JTC hatte als Entschädigung für die ehemalige Synagogengemeinde Achim angemeldet:

Gebäudeschaden: mindestens 15.400 DM

Einrichtungsschaden: mindestens 4.100 DM

Schaden an Kultgegenständen: mindestens 21.950 DM.

Für das Gebäude wurden wegen eines Rückerstattungsverfahrens nur 6.500 DM anerkannt. Die Entschädigungsbehörde schlug einen Vergleich vor. Statt 41.450 DM sei sie bereit, 30.000 DM zu zahlen.

Zur Errichtung eines Mahnmals

1986 verkaufte Braun das Grundstück samt Gebäude an die Niedersächsische Landesentwicklungsgesellschaft (NILEG). Die norddeutsche Immobilienfirma war damals der Sanierungsträger der Stadt Achim. Damit die Anspacherstraße und ein neuer Geschäftsbereich gebaut werden konnten, mussten die alten Häuser weichen.

Am 9.1.1988, dem 50. Jahrestag der Reichspogromnacht, initiierten die Achimer Pastoren und Diakone einen Schweigemarsch vom jüdischen Friedhof zum alten Synagogenstandort. An diesem Abend stellten sie eine Gedenktafel vor, die am einstigen Synagogenstandort aufgestellt werden sollte. Sie trägt die Inschrift:

Zum Gedenken an unsere jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger
Und an die Synagoge, die hier gestanden hat.

Am 9. November 1938 wurde sie mutwillig zerstört.
Vergessen führt in die Verbannung.

Erinnern ist jedoch das Geheimnis der Befreiung.


In dieser Zeit gründeten einige Bürgerinnen und Bürger und mehrere Organisationen – darunter auch die Geschichtswerkstatt – eine Initiative zur Errichtung eines Mahnmals. Im Juli 1989 bekam zunächst der kleine Weg von der Obernstraße zur Anspacherstraße den Namen „Synagogenweg“, und das Gebäude, in dem sich einst die Synagoge befunden hatte, wurde abgerissen.

Grundgedanken, Hauptelemente der Gestaltung

Der Achimer Stadtrat befasste sich 1990 mit der Gestaltung eines Denkmals. In einem zweiseitigen Schreiben an die Mitglieder des Gremiums wurden „die Grundgedanken und Hauptelemente der Gestaltung“ ausführlich erläutert. Das Mahnmal wolle „die Erinnerung an die jüdische Gemeinde und an diesen Ort wiedererwecken“. Ziel sei es, „einen Moment der Besinnung an die Ereignisse zu bewirken, die bis heute und in Zukunft nicht vergessen werden sollen“. Es gebe zwar keine Fotos, mit Hilfe alter Katastereintragungen konnten die genaueren Umrisse jedoch rekonstruiert werden. Und weiter heißt es in den Ausführungen an den Stadtrat:

„Die Gebäudeumrisse werden in einem Teilbereich mit schlichten Mauerstücken nachgezeichnet. Die Mauerart ist nicht identisch mit dem damaligen Synagogengebäude und will es auch bewusst nicht sein, um nicht in die Nähe einer fälschlichen Rekonstruktion zu geraten. Unterschiedliche Mauerhöhen und offen gelassene Ecken sollen andeuten, dass hier kein neuer Raum, keine Geborgenheit entsteht, sondern die Mahnung an eine Zerstörung. Der Gebäudeumriss muss auch schon deshalb unvollständig bleiben, da im nördlichen Teil die neue Straße die Figur überschneidet.“

Für die Eckpunkte wurden schlanke Pyramideneichen ausgewählt, „der symbolische Baum der Trauer und die zum Himmel strebende Markierung einer irdischen Stelle“. Auch die Höhe der drei Mauern wurde mit Bedacht gewählt. Die kurze hohe Mauer sei „wie ein großer dunkler Schatten“.

Das alles sind interessante und gut nachvollziehbare Gedanken. Aber ohne Vorwissen erschließen sie sich den Betrachtenden nicht alle sogleich.

Auf die Verbrechen in der Reichspogromnacht weist außerdem der etwa mittig zerbrochene Ziegelstein mit einem ebenso mittig zerbrochenen Davidstern-Relief hin. Der Stein sei dort irgendwo gefunden worden und stamme vermutlich als Schmuckstein von der Synagoge selbst oder einem benachbarten Haus. Ein Postbeamter habe den Stein jahrelang aufbewahrt und 1989 nach Aussagen von Karlheinz Gerhold der Geschichtswerkstatt übergeben.

Einweihung des Mahnmals

Am 21. Mai 1990 war es schließlich soweit: Das Synagogen-Mahnmal wurde im Beisein vieler Achimerinnen und Achimer, von örtlichen Politikern, von Vertretern des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen und der Jüdischen Gemeinde im Land Bremen feierlich eingeweiht. Der damalige Landesrabbiner Henry Brandt und Ex-Bürgermeister Christoph Rippich enthüllten gemeinsam die Gedenktafel. Der Bürgermeister ergriff als erster das Wort und erinnerte: „Es waren keine Fremden, sondern Leute von nebenan, die verfolgt und ermordet wurden. Hier an dieser Stelle hatten sie mit der Synagoge einen Mittelpunkt ihres Glaubens geschaffen, der entweiht und zerstört wurde.“ Es sei schwer zu verstehen, dass sich auch in Achim „dieser menschenverachtende Wahn ausgebreitet habe“.

Henry Brandt betonte in seiner Rede: „Gerade in diesen Zeiten der Euphorie fällt das Vergessen anderer Ereignisse in Deutschland leicht und das Gedenken schwer.“ Preis des Vergessens sei es aber, die Fehler der Vergangenheit zu wiederholen. Das Mahnmal könne dazu beitragen, dies zu verhindern. Vielleicht würde es Passanten einmal dazu bewegen, „für ein Momentchen anzuhalten“ oder auch vorbeizugehen und sich eines Bibelwortes zu erinnern: „Liebe deinen Nächsten, denn er ist wie du.“ Er deutete aber auch an, dass die Errichtung eines Mahnmals mehr als ein halbes Jahrhundert nach der Tat längst überfällig gewesen sei.

Aus der Verankerung gerissen und gestohlen

Leider wurde das Mahnmal etliche Male von Unbekannten beschädigt. So wurde die Kupfertafel mehrfach beschmiert und musste darum vom Bauhof wiederholt gereinigt werden. Als Schutzmaßnahme brachte man schließlich eine Plexiglasscheibe vor der Tafel an. Damit nicht genug: Im April 2008 rissen Unbekannte die Gedenktafel aus der Verankerung und nahmen sie mit. Der Achimer Kurier berichtete am 18.4.2008 ausführlich über die Schändung. Dabei wandten die Täter brachiale Gewalt an, denn das Schild war in Beton gedübelt und mit einem Anker gesichert. Die Polizei wurde eingeschaltet und Strafanzeige gegen Unbekannt erstattet. Die Täter konnten jedoch nicht ermittelt werden, und auch die Gedenktafel blieb verschwunden. Die Stadt musste schließlich eine neue Tafel bestellen und anbringen lassen.

Einen weiteren Vorfall gab es im Jahr 2013. Am 22. April berichtete die Presse darüber, dass die schützende Plexiglasscheibe mutwillig zerschlagen wurde und ersetzt werden musste. Nach den Tätern wurde auch diesmal vergeblich gefahndet.

Zur Weiterentwicklung des Mahnmals

Die Erinnerungskultur in Deutschland und damit auch der Blick auf Gedenktafeln veränderte sich Mitte der 90er Jahre durch das Projekt STOLPERSTEINE von Gunter Demnig. Weltweit soll das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus wachgehalten werden, indem vor ihrem letzten selbst gewählten Wohnort oder anderen zu bestimmenden Orten kleine quadratische Gedenktafeln aus Messing in das Gehwegpflaster eingelassen werden. In Achim wurden die ersten Stolpersteine 2005 verlegt. „Mit der Verlegung von Stolpersteinen in unserer Stadt geben wir den Menschen, die dem Nazi-Rassenwahn zum Opfer gefallen sind wieder einen Platz in Achim, in unserer Mitte“, heißt es in der Stolpersteine-Broschüre. „Mit jedem Stein heißen wir die Nachkommen derer, die unter der Nazi-Herrschaft Unfassbares erlitten haben, in unserer Stadt willkommen.“

Opfer haben Namen

Auf der Gedenktafel am Mahnmal fehlen die Namen der Opfer, und auch die Täter werden nicht benannt. Das war der Ausgangspunkt für einen Arbeitskreis (Ralph Spill, Edith Bielefeld, Manfred Brodt, Silke Thomas, Ute Barth-Hajen, Elke Gerbers) , der im Oktober 2024 in Achim entstand und sich die Weiterentwicklung des Mahnmals zur Aufgabe machte. Der in der Geschichtswerkstatt tagende Arbeitskreis entwarf schließlich eine zweite Gedenktafel. Umgesetzt wurde das von der Achimer Firma „Die Schrift Achim“. Die Tafel wurde in der Mitte der langen Basaltsteinmauer aufgehängt und trägt diese Inschrift:



NIE WIEDER!

An dieser Stelle stand von 1864 bis 1938 eine Synagoge. In der Reichspogromnacht vom 9. zum 10. November 1938 wurde das jüdische Gotteshaus zerstört. Die Achimer Jüdinnen und Juden wurden in der Zeit der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft 1933 bis 1945 gedemütigt, ihrer Bürgerrechte und ihres Eigentums beraubt, verfolgt, verschleppt und in Vernichtungslagern ermordet.



Zur Erinnerung an die Jüdische Gemeinde Achim



Die zweite Häfte der Tafel erhält die Überschrift: SIE LEBTEN UNTER UNS. Hier werden alle Achimer und Achimerinnen jüdischen Glaubens namentlich aufgeführt, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, deportiert, vertrieben, in den Selbstmord getrieben oder ermordet wurden.

Ausgewählt wurde diesmal eine Aluminiumverbundplatte in der Größe 150 cm x 90 cm. Die Inschrift wurde digital auf Vinylfolie gedruckt und soll etwa 50 Jahre haltbar sein. Bei Vandalismus wäre es leicht möglich, die Folien abzuziehen und zu erneuern. Ein QR-Code auf der Tafel weist zur Homepage der Geschichtswerkstatt und vielen Hintergründen zum bedrückenden Thema.

Die alte Gedenktafel bleibt erhalten, damit den Betrachtenden deutlich wird, warum und wie das Mahnmal weiterentwickelt wurde. Denn die Inschrift einer Gedenktafel ist immer ein Spiegel ihrer Zeit.

Am 8. Mai 2025, dem 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges und der Nazi-Diktatur,
enthüllten die Achimer Ratsvorsitzende Ute Barth-Hajen und Manfred Brodt von der
Geschichtswerkstatt Achim die neue Gedenktafel. An der würdevollen Feierstunde mit Wortbeiträgen und
hebräischer und jiddischer Musik nahmen viele Bürgerinnen und Bürger teil, Vertretungen der
Kommunalpolitik und auch Marina Jalowaja.

Aus der Geschichte Lehren für die Zukunft ziehen


Die Vizepräsidentin des Landesverbandes der jüdischen Gemeinden von Niedersachsen dankte
dem Arbeitskreis und der ihn unterstützenden Stadt Achim für das Engagement und sagte: „Ich
freue mich, hier sein zu dürfen und diesen bedeutenden Moment gemeinsam mit Ihnen zu
erleben.“ Der Ort sei dazu angetan, „über die Vergangenheit nachzudenken und als Wegweiser für
kommende Generationen zu dienen“. In Zeiten, in denen die AfD und andere rechtsextreme Kräfte
in Europa an Einfluss gewinnen, sei es „wichtig, die Lehren aus der Geschichte zu ziehen, um eine
Zukunft gestalten zu können, die von Respekt und Toleranz geprägt ist“.

 

Bürgerlicher Tod vor dem physischen


Zuvor hatte Manfred Brodt in seinem Wortbeitrag darauf hingewiesen, wie schnell die Nazis ab
1933 ein Gesetz nach dem anderen erlassen hatten, das den Juden ihre Würde und ihr Eigentum
nahm und sie ihrer bürgerlichen Rechte beraubte: „So sind viele Menschen ihren bürgerlichen Tod
gestorben, bevor sie in den Todesfabriken der Nazis tatsächlich ums Leben gekommen sind.“


Ralph Spill vom „Arbeitskreis Synagogen-Mahnmal“ informierte in seinem Beitrag über die
Geschichte und die Gestaltung der Gedenkstätte sowie über die alte und die neue Gedenktafel
und betonte: „Erinnerung kennt keinen Schluss-Strich!“


Edith Bielefeld von der Geschichtswerkstatt und Renate Witzel-Diekmann von den „Omas gegen
Rechts“ berichteten über das Leben und die Schicksale der Achimerinnen und Achimer Familien
jüdischen Galubens, die auf der Gedenktafel aufgeführt sind. Für jede Familie legten sie zur
Erinnerung eine gelbe Rose auf die Mauer über der Tafel.


8. Mai 2025: Nach der Verlesung des Schicksals jeder jüdischen Achimer Familie wurde eine Rose abgelegt.

In allen Wortbeiträgen wurde deutlich, dass es angesichts des erstarkten rechten Extremismus und
Populismus in Europa immer wichtiger wird, dass die Erinnerungen an den Holocaust und auch an
die damit verbundenen grauenvollen Geschehnisse in Achim nicht verblassen.

„NIE WIEDER IST  JETZT!“


Ralph Spill


 

Literatur- und Quellenverzeichnis:
• Hermann Deuter/Joachim Woock: Es war hier, nicht anderswo! Der Landkreis Verden im
Nationalsozialismus. Edition Temmen, 2016.
• Niedersächsisches Landesarchiv, Abteilung Stade: Akten im Rahmen der Rückerstattung
des betreffenden Grundstücks bzw. der Wiedergutmachung für die Vertreter der
ehemaligen jüdischen Gemeinde, NLA ST Rep. 171 Verden Rückerstattung, acc. 2009/087
Nr. 787 (ca. 110 Blatt, z. T. beidseitig beschrieben) sowie NLA ST Rep. 210 Nr. 1807 (ca.
60 Blatt, z. T. beidseitig beschrieben). 
• Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinden im deutschen Sprachraum. Achim
(Niedersachsen)
• Herbert Obenaus: Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen und
Bremen“, Band I, 2005, Wallstein Verlag
• Stadt Achim: Verlegung der Stolpersteine. 1. Oktober 2021.
• Diverse Zeitungsartikel aus Achimer Kreisblatt und Weser-Kurier

Dank an die Achimer Firma „DIE SCHRIFT“ für ihr Engagement!

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                                                                                        Foto oben: Focke Strangmann, Weser-Kurier

                                                                                        Foto unten : Michael Mix, Achimer Kreisblatt

 

 

 

 

                                                 Manfred Brodt                                                                   

                                                 Fotos: Focke Strangmann /Weser-Kurier                                                                        Ensemble Sholem                                                                                                                               
                                                                                                             

Fotos v. oben bzw. links: Jalo Waja, Vizepräsidentin  des Landesverbandes der  jüdischen Gemeinden in Niedersachsen mit Mikro, links Ute Barth-Hajen, Ratsvorsitzende der Stadt Achim,     Edith Bielefeld, Renate Witzel-Diekmann und Ralph Spill mit Sholem.

 

    Probehängen für die geplante Gedenktafel mit Silke Thomas und Edith Bielefeld. Foto: R. Spill

Schule nach Jüdin benannt, die mit 17 ihr Leben verlor

Große Kulisse für den neuen Namen der Achimer Hauptschule.
Große Kulisse für den neuen Namen der Achimer Hauptschule. © Brodt

Achim – Von Manfred Brodt. Seit gestern gibt es die „Hauptschule Achim“ nicht mehr, sondern nur noch die „Liesel-Anspacher-Schule“. In einer originellen und bewegenden Zeremonie am Vormittag wurde die Schule nach der 1941 von den Nazis aus Achim nach Bremen und Minsk verschleppten und dort umgekommenen 17-jährigen Achimerin benannt.

Am Morgen des gestrigen Freitags war den Schülern noch einmal kurz das viel zu kurze Leben des Mädchens geschildert worden, um sie dann in drei Gruppen zu Stätten von Liesels Leben, ihrem Elternhaus an der Eckstraße, der Spielstätte Apfelwiese am Schmiedeberg, der Marktschule und dem Bahnhof, dem Abfahrtsort zum Vernichtungslager, gehen und dort Blumen und laminierte Karten hinlegen zu lassen. Auf dem Bibliotheksplatz trafen sich die 250 Pennäler dann wieder mit den Flaggen von 26 Ländern, die als Familien-Herkunftsländer alle an der Schule vertreten sind. Zum Abschluss der Zeremonie um 12.30 Uhr dann auch noch ein Telefongespräch über Skype mit James Schulz aus New York, einem noch lebenden Verwandten der Bremer Anspachers, bevor dann die neue Namenstafel der Schule enthüllt wurde.

Edith Bielefeld hatte zuvor den Schülern das Leben der jungen Jüdin eindringlich nahe gebracht, die wie alle Juden 1935 durch die Nürnberger Gesetze ihre Menschenrechte verlor, 1936 auf Antrag des Achimer Gemeinderats beim Landrat wie andere Glaubensbrüder und -schwestern keinen Religionsunterricht mehr erhielt, 1937 das Berufsverbot für ihren Vater als Schlachter und Pferdehändler, 1938 die Verwüstung der Achimer Synagoge erlebte und 1941 mit dem zu tragenden Judenstern gedemütigt wurde, bevor sie wie alle Achimer Juden in Todeszüge gepfercht wurde. Sie kam nach Minsk in ein Lager, in dem ihr 1,5 Quadratmeter und bei 41 Grad minus keine Heizung und kein Strom geboten wurden. Bevor sich ihre Lebensspur verliert, hatte sie Räume des Zwangslagers zu säubern. Alle Achimer Juden, die nicht rechtzeitig emigriert waren, wurden ermordet bis auf ihren Cousin, den aus dem KZ geflohenen Kurt Anspacher/Parker, der inzwischen in den USA eines natürlichen Todes gestorben ist.

Marina Jalowaja, Sprecherin des Landesverbandes der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen, lobte, dass hier in Achim die unbeschreiblichen Grausamkeiten und die Opfer nicht vergessen würden, sondern einen Namen und ein Gesicht bekämen. Respekt gegenüber anderen Nationen, Kulturen und Religionen sei die ausgesendete Botschaft und die Bekämpfung aller neonazistischen Symptome der bleibende Auftrag.

Für Bürgermeister Rainer Ditzfeld bekommt die schon vorbildliche Achimer Hauptschule durch ihren neuen Namen einen neuen gesellschaftlichen Stellenwert. Der Name verpflichte, dass solche Verbrechen nie mehr geschehen, Respekt, Rücksicht und verantwortungsvolles Handeln gegenüber allen Menschen unabhängig von Geschlecht, Nationalität, Hautfarbe und Religion Erziehungsziel sein solle.

Ein Film über das Elend in der Welt mit 51 Millionen Flüchtlingen im Jahr verdeutlichte, welchen Menschen heute Erbarmen, Zuwendung, Hilfe und ganz bestimmt nicht Wegschauen und Gleichgültigkeit entgegengebracht werden sollten.

Das Skype-Gespräch zwischen James Schulz aus New York und dem sehr engagierten Schulleiter Dominik Lerdon zu 6.30 Uhr US-Ortszeit brachte dann den letzten emotionalen Höhepunkt. Dem Wunsch des Juden in den USA, der bald die ihm zugetanen Achimer Hauptschüler besuchen will, konnten alle folgen: „So etwas“ – wie in der Vergangenheit – „soll nie mehr passieren.“

 

Gegen das Vergessen: IGS Achim erinnert an das Schicksal von Liesel Anspacher

Am Gedenkstein vor der IGS Achim gedachten Schüler, Lehrer und Gäste Liesel Anspacher, deren Spur sich im Ghetto in Minsk verliert, anlässlich ihres 100. Geburtstags.
Am Gedenkstein vor der IGS Achim gedachten Schüler, Lehrer und Gäste Liesel Anspacher, deren Spur sich im Ghetto in Minsk verliert und die am Sonntag 100 Jahre alt geworden wäre. © Leipold

Schüler und Lehrer der IGS Achim erinnern zusammen mit Gästen an das Schicksal von Liesel Anspacher, die am Sonntag 100 Jahre alt geworden wäre.

Achim – Erinnern, aufklären und laut sein, damit Geschichte sich nicht wiederholt: Diese Haltung zog sich als roter Faden durch die Gedenkveranstaltung an Liesel Anspacher an der Integrierten Gesamtschule Achim. 100 Jahre alt wäre sie am 7. April geworden. Doch als sie gerade 17 Jahre alt war, verlor sich ihre Spur im Ghetto in Minsk. Dorthin wurde sie am 17. November 1941 mit ihrer Familie deportiert und vermutlich ermordet.

„Die Sonne scheint heute für Liesel“, sagte IGS-Schulleiterin Kerstin Albes-Bielenberg. Sie stand neben dem Findling, der seit 2022 an die ehemalige Achimer Schülerin vor dem Schulgebäude erinnert. Rund sechs Millionen jüdische Menschen sind während des Holocausts ermordet worden.

Die Sonne scheint heute für Liesel.

Kerstin Albes-Bielenberg

„Wir beobachten auch heute die Versuche, die Verbrechen der Nationalsozialisten zu relativieren.“ Rechte Parteien im Ausland erhielten immer mehr Zulauf, und auch in Deutschland liege der Wähleranteil bei mehr als 20 Prozent in Brandenburg, Thüringen und Sachsen. „All das ist höchst alarmierend, wir müssen unsere Demokratie schützen.“

Das gelingt nur, in dem Schicksale wie die der Familie Anspacher nicht in Vergessenheit geraten, finden die Schüler und Schülerinnen, die sich während Projekttagen mit dem Nationalsozialismus und der Biografie von Liesel Anspacher auseinandergesetzt haben. Ihre Ergebnisse haben sie beispielhaft während der Gedenkveranstaltung, modertiert von Hendrik Hoffmeister, Fachbereichsleiter Gesellschaftswissenschaft, in der Aula der IGS gezeigt. Außerdem hat der elfte Jahrgang die Gruppen dessiebten und achten Jahrgangs bei der Erstellung von Lernvideos zum Schicksal der Familie Anspacher unterstützt. Für dieses Engagement bedankte sich Achims Bürgermeister Rainer Ditzfeld bei den Jugendlichen.

Hendrik Hoffmeister moderierte die Gedenkveranstaltung.
Hendrik Hoffmeister moderierte die Gedenkveranstaltung. © Leipold

In einem Hörspiel hat sich der Förderkurs „Radio“, betreut von Lehrerin Heike Jeske und Wolfgang Mindermann, mit ihrem kurzen Leben und dem der Achimer Juden und Jüdinnen befasst. In Videos beschäftigten sich die Jahrgänge fünf und sechs damit, wie es sich anfühlt, ausgegrenzt zu werden – von Lehrkräften, Eltern und Mitschülern. Liesel durfte ab dem 12. November 1938 nicht mehr zur Schule gehen, das Dokument, in dem die Lehrerin ihren Namen aus dem Klassenbuch herausgestrichen hat, existiert bis heute. Sie sei wegen ihres Glaubens ausgeschlossen und getötet worden, erklären die Schüler.

Wie radikal die Stadt Achim während der Herrschaft der Nationalsozialisten war, erklärten Anastasia aus der neunten Klasse und Lilly aus der zehnten Klasse. Unterstützt wurden sie und die anderen Schülerinnen und Schüler der beiden Jahrgänge bei der Recherche von Lehrer Maximilian Arens und Manfred Brodt, Vorsitzender der Geschichtswerkstatt Achim. „Die Partei baute schnell eine starke Präsenz in der Stadt auf“, erklärten sie und zeigten, wie tief verwurzelt der Judenhass war. „Zu damaligen Zeiten war Achim sehr offen für die nationalsozialistische Ideologie“, betonten sie, denn kurz nach Kriegsende habe die Stadt erfolgreich ihre Beteiligung vergessen. „Wir müssen uns der Vergangenheit bewusst sein, um sicherzustellen, dass sich diese Ereignisse nicht wiederholen.“ Die Erinnerung wird die Schule weiterhin jedes Jahr mit einem Gedenktag wach halten. Das entstandene Material werde gesichert, um, wie Albes-Bielenberg schloss, „weiter an diese schöne Familie mit dem schrecklichen Ende zu erinnern“.