Seeräuber bleibt faszinierend

Autor Rolf Göbbert präsentiert Fakten und Legenden zu Störtebeker und seinen Likedeelern. Foto: Spill
Achim. Um den Seeräuber Klaus Störtebeker ranken sich ja viele Legenden. Die sagenhafteste ist wohl, dass er kopflos noch an elf seiner Piraten vorbeimarschiert sein soll. um sie vor der Hinrichtung zu retten. Wohl nachweislich auf hoher See gefangengenommen und in Hamburg hingerichtet, beanspruchen auch Wismar, Emden und Verden ihn für sich, soll sein Totenschädel in der Allerstadt gefunden worden sein. Rolf Göbbert aus Langwedel hat das zusammen mit Erhard Brüchert zu dem legendenhaften Roman „Störtebeker – Verliert Leben und Liebe“ verarbeitet, den der jetzt im Hotel Gieschen der Geschichtswerkstatt Achim vorstellte.
Zunächst wartete er mit einer Menge historischer Fakten auf, beginnend beim Erbfolgekrieg zwischen Norwegen und Mecklenburg um die Vormachtstellung in Skandinavien. Der zunächst unterlegene mecklenburgische Herrscher Albrecht IV. habe dann zum Kaperkrieg gegen Dänemark aufgerufen. „Und so sammelte sich allerlei Volk und Gesindel in den Hafenstädten, um am Kaperkrieg teilzunehmen“, schreibt er. 2000 „Vitalienbrüder“ und ostfriesische Häuptlinge starteten in die Ost- und Nordsee zu ihren Raubzügen, in der zweiten Generation Klaus Störtebeker und Gödeke Michels. Sie legten den Seehandel lahm, bis die Hanse ihrem Treiben ein Ende setzte und Störtebeker 1401 hingerichtet wurde.
Die historische Wahrheit wurde dann ein Jahrhundert später mit allerlei Dichtung angereichert, auch von dem Verdener Bischof Eberhard von Holle. Begründer des Domgymnasiums, und dem Verdener Domdechant Andres von Mandelsloh. Über ihn und nach Gesprächen mit ihren noch lebenden späten Nachfahren zieht Göbbert dann auch die Verbindung zur Mandellohschen Fehde, die zu Störtebekers Zeiten blutig ausgetragen wurde. Ein Streit zwischen der Stadt und dem Bischof von Bremen, den Herzögen von Braunschweig und den Brüdern Mandelsloh um die Burg Langwedel, die zu Plünderungen und Zerstörungen in der Vogtei Langwedel wie Thedinghausen führte und mit der Ermordung Dietrich von Mandelslohs beim Schloss Ricklingen entschieden wurde.
Rolf Göbbert und Erhard Brüchert setzten auf die historischen Fakten und Legenden noch weitere Legenden drauf, indem sie Störtebeker und seine Kumpanen ebenso wie die Mandelslohs im Raum Verden auftreten lassen lassen. Dabei weiß Göbbert, dass Klaus Störtebeker und Gödeke Michels „laut der Geschichtsschreibung der Hanse und anderer verlässlicher Quellen mit Verden gar nichts“ zu tun haben.
Im Roman hat Störtebeker eine große Präsenz in Verden mit Übungen von Piratenüberfällen bis Frauengeschichten, und seine Vitalienbrüder arbeiten sogar hart für den Ausbau des Verdener Doms. Schließlich sind sie nach eigenem Verständnis „Gottes Freund und aller Welt Feind, außer derer von Hamburg und Bremen“, und sie nennen sich Likedeeler , also Gleichteiler, Seeräuber im Namen der Gerechtigkeit. Auch die jährliche „Lätarespende“ in Verden, ursprünglich die Verteilung von Brot und Heringen an Arme, steht in dieser Tradition. Sie soll ein Vermächtnis Störtebekers an Verden sein. .
Nach vielen Episoden in Verden endet Störtebeker mit seinen 38 Kameraden schließlich in Hamburg. Da bleiben Göbbert und Brüchert ganz bei den historischen Fakten, berichten im Roman allerdings noch in einigen Episoden, wie betroffen die Verdener auf den Tod der doch gar nicht nur schlechten Seeräuber reagiert haben. mb